36 statt 40 Stunden – DRK lässt sich auf Modelltarifvertrag zur Vier-Tage-Woche ein

In einem Modellprojekt haben sich das Deutsche Rote Kreuz und die Gewerkschaft Verdi in Sachsen-Anhalt auf die Einführung der Vier-Tage-Woche verständigt. Die Einigung sei bundesweit einmalig in der Sozialwirtschaft, heißt es. Vor allem Pflegeberufe sollen attraktiver werden.

Für Carlhans Uhle ist es ein mutiger Modellversuch. „Unser Ziel ist es, auch langfristig ein attraktiver Arbeitgeber in der Pflege zu sein“, sagt der Landesgeschäftsführer des DRK Sachsen-Anhalt. Der „Modelltarifvertrag 36/4“, auf den sich die Gewerkschaft Verdi und das DRK geeinigt haben, gilt für alle rund 400 Beschäftigten im DRK-Kreisverband Sangerhausen – ob in der Pflege, Haustechnik, im Wirtschaftsbereich, in Küche oder Verwaltung.

36 statt 40 Stunden

In dem Projekt reduziere sich die Wochenarbeitszeit von 40 auf 36 Stunden, die in der Regel an vier Tagen geleistet werden, teilen die Tarifparteien mit. Durch die Reduzierung der Stunden steige das Gehalt der Beschäftigten um mehr als elf Prozent. Der neue Tarifvertrag gilt den Angaben zufolge vom 1. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2025. Beim DRK in Sachsen-Anhalt arbeiten insgesamt mehr als 7000 Menschen hauptamtlich, rund die Hälfte davon in der Pflege.

Es gehe darum, den Beschäftigten mehr Flexibilität bei der Arbeit zu geben, betont der Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbandes Sangerhausen, Andreas Claus. Auch die Gewerkschaft Verdi bewertet den neuen Tarifvertrag positiv: Man dürfe Wohlstand nicht nur monetär betrachten, sagt Verhandlungsführer Thomas Mühlenberg. Eine solche Einigung sei im Bereich der Sozialwirtschaft einmalig und werde deshalb auch wissenschaftlich begleitet, erklärt Mühlenberg auf Anfrage von kma. Wenn es gut laufe, werde im Jahr 2025 über eine weitere Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden diskutiert. 

Zeit ist das Wertvollste in einem Arbeitsleben. 

In dem Modellversuch in Sangerhausen sind zunächst ausschließlich Pflegekräfte in Altenpflegeeinrichtungen betroffen. Krankenhäuser hat der DRK-Kreisverband nicht. Ob das Modell auch in Kliniken denkbar sei, konnte Mühlenberg auf Anfrage nicht sagen: „Dafür ist es noch viel zu früh.“

Der Kreisverband jedenfalls verdiene Respekt, sagt Mühlenberg. Er habe die Zeichen der Zeit erkannt und sei bereit, einen innovativen Weg in der sozialen Arbeit zu gehen. „Zeit ist das Wertvollste in einem Arbeitsleben“, so Mühlenberg: „Diese Zeit mit klugen Arbeitszeitmodellen produktiv zu nutzen, ist eine erhebliche Aufwertung der sozialen Arbeit und rückt den Menschen bewusst in den Mittelpunkt.“

Quelle: dpa/Verdi/koj