Auf dem Krankenhaustag 2024 war die Stimmung einhellig: Die Krankenhausreform darf in der aktuell vorliegenden Form nicht verabschiedet werden. Karl Lauterbach hÀlt unterdessen an seinen PlÀnen fest. Hoffnungsschimmer neue Regierung?
Transformationsfonds, Inflationsausgleich, Leistungsgruppen, Versorgungssicherheit ⊠Die Liste der Themen rund um die bundesweite Krankenhausreform ist lang und wurde bereits intensiv diskutiert. Dirk Köcher, PrĂ€sident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), stellte daher jetzt so kurz vor der finalen Abstimmung die Frage in den Raum, ob das Reformgesetz nun unterstĂŒtzt werden sollte, oder nicht. Die Antwort lieferte er jedoch direkt mit: âMan sollte kein schlechtes Gesetz auf den Weg bringen.â
Zwar wĂŒrden die KrankenhĂ€user eine Reform wollen, denn der Personalmangel sei Fakt und schmalere Strukturen sinnvoll, jedoch wĂŒrde die Reform nichts an der finanziellen Situation der HĂ€user Ă€ndern und auch die BĂŒrokratie nicht abnehmen. âDie von Herrn Lauterbach geforderte Entökonomisierung der KrankenhĂ€user kann zudem nicht das Ziel seinâ, so Köcher. âJe knapper die Mittel sind, desto mehr muss man doch darauf achten, wie man mit ihnen wirtschaftet.â Er warf den Politikern in Berlin vor, zu weit weg von dem zu sein, was in der Praxis passiert.Â
Berlin ist weit weg von dem, was in der Praxis passiert.Â
Forderung nach Inflationsausgleich bleibt
Köcher betonte, dass der VKD seine Forderung nach einem Inflationsausgleich aufrechterhalten werde. âDie Zahlungen mĂŒssen nun sehr schnell flieĂen, da es sonst vermehrt zu Krankenhaus-SchlieĂungen kommen wird, insbesondere im lĂ€ndlichen Raum.â Seine Kollegen und er sehen dem geplanten Transformationsfonds entgegen. Allerdings sei noch nicht geklĂ€rt, ob das Geld ĂŒberhaupt fĂŒr Investitionen genutzt werden dĂŒrfe. Marin Atelj, Fachbereichsleiter Krankenhaus und Reha der Barmer, betonte, dass es wichtig sei, dass alle â auch die privaten Krankenversicherungen â in den Fonds einzahlen. Zudem stellte er die Frage, ob der Betrag von 2,5 Milliarden Euro ĂŒberhaupt reichen wĂŒrde angesichts der niedrigen LĂ€nderinvestitionen aus der Vergangenheit.
RĂŒckwirkend nachbessern
Atelj sprach darĂŒber hinaus eine Wahrheit aus, die die Podiumsteilnehmer in ihrer Direktheit ĂŒberraschte: âIn den Jahren 2022 und 2023 sind erhebliche Mittel nicht in den KrankenhĂ€usern angekommen. Zwar hat der Bund durch Systemanpassung LiquiditĂ€t in die Kassen der KrankenhĂ€user gespĂŒlt, gleichwohl bemĂŒhen sich derzeit alle Protagonisten am Verhandlungstisch fehlende Budgets nachzuholen. Dieses Geld fehlt aktuell den KrankenhĂ€usern.â
Dr. Axel Paeger, GrĂŒnder und Gesellschafter der Ameos Gruppe, machte an einem Beispiel deutlich, was die Reform konkret fĂŒr einzelne Fachgebiete bedeuten wĂŒrde: âBereiche wie die Geburtshilfe werden vielerorts schon seit lĂ€ngerem bezuschusst und von stĂ€rkeren Abteilungen mitgetragen. Das ist bei der heutigen Unterfinanzierung nicht mehr möglich.â Als Konsequenz werden, darĂŒber herrschte auf dem Podium Konsens, diese Fachbereiche schlieĂen mĂŒssen.
NRW-Modell fĂŒr ganz Deutschland?
Wolfgang MĂŒller, Vorsitzender der GeschĂ€ftsfĂŒhrung der Vestischen-Caritas Kliniken in Datteln und 1. VizeprĂ€sident des VKD, widmete sich der Frage, ob die Umsetzung der NRW-Krankenhausplanung in der Praxis ein Vorbild fĂŒr die gesamte Bundesrepublik sei, und bejahte die Frage direkt. âDas Konzept fĂŒhrt zu dringend notwendigen StrukturverĂ€nderungen, und rĂŒckt dabei den Patienten und seine Behandlung in den Mittelpunkt. Es stellt zudem die Grundversorgung sicher und lĂ€sst sich schnell auf andere BundeslĂ€nder ĂŒbertragen.â Er betonte, dass die Stellungnahmen der KrankenhĂ€user ernst genommen und deshalb Korrekturen durchgefĂŒhrt wurden. âHier wurde politisch verantwortungsvoll gehandelt.â Anders auf Bundesebene, wie Marin Atelj noch einmal deutlich machte: âDie Reform hĂ€tte funktionieren können, wenn von Anfang an die Protagonisten mit ins Boot geholt worden wĂ€ren.â
Lauterbach lehnt Diskussionen ĂŒber QualitĂ€t ab
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach lobte in seinem Statement zwar die NRW-Reform, merkte aber auch an, dass der ökonomische Druck ohne die Bundes-Reform nicht genommen werden wĂŒrde. Auf die Frage, ob er denn bereit wĂ€re, VerĂ€nderungen an der Reform vorzunehmen, sollte er in einer neuen Koalition ebenfalls Gesundheitsminister werden, antwortete er zurĂŒckhaltend: âMan kann mit mir ĂŒber alles reden, aber nicht ĂŒber QualitĂ€tskriterien. Hier bin ich zu keiner weiteren Diskussion bereit.â Er stellte die These auf, dass ohne die Reform die Versorgung insbesondere von Krebspatienten schlechter werden wĂŒrde. âEs gibt KrankenhĂ€user, in denen Krebsbehandlungen stattfinden, in denen sich ein Arzt jedoch niemals selbst behandeln lassen wĂŒrde. Hier mĂŒssen wir eingreifen.â
Am Ende waren sich alle einig, dass die Frage nicht sei, ob die Reform kommt, sondern wie sie kommt. Dazu Laumann: âDie Reform des Bundes sollte in der jetzigen Regierungssituation zwar nicht scheitern, darf aber in der aktuellen Form nicht verabschiedet werdenâ. Es ginge nicht um ein âKaputtmachenâ, sondern um eine VerĂ€nderung. Einigkeit herrschte zudem darĂŒber, dass nicht alle PlĂ€ne schlecht seien, sie mĂŒssten nur zu den Gegebenheiten im Land passen, um die Versorgungssicherheit zu ermöglichen. âDas ist mit diesem Gesetz nicht möglichâ, so Laumann.Â
Wir werden alles daransetzen, einen Vermittlungsausschuss zu vermeiden.Â
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion beim Deutschen Krankenhaustag setzen ihre Hoffnungen aktuell in eine neue Regierung, die ihren Schwerpunkt auf die Gesundheitsversorgung legt. Mit Blick auf die anstehenden Neuwahlen machte Atelj noch auf ein ganz anderes Problem aufmerksam: âWenn das Gesetz in dieser Form kommt und der Bevölkerungsbezug bei der Vorhaltefinanzierung keine BerĂŒcksichtigung findet, dann könnten BundeslĂ€nder mit einer rĂŒcklĂ€ufigen demographischen Struktur in die Gefahr einer Unterfinanzierung laufen, was KrankenhausschlieĂungen zur Folge haben könnte. Dies wĂŒrde insbesondere rechten Parteien in die HĂ€nde spielen, denn schon jetzt findet dieses Thema Einzug in den Wahlkampf.ââ
Noch ist nicht entschieden, ob der Bundesrat am 22. November den Vermittlungsausschuss anruft und die Reform damit erst einmal blockiert. Lauterbach Ă€uĂerte sich dazu jedoch sehr deutlich: âWir werden alles daransetzen, einen Vermittlungsausschuss zu vermeiden.â
Quelle: Sonja Buske (Freie Journalistin) 2024. Thieme
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Ein Klinikum soll so zugĂ€nglich sein wie möglich. Diesen Umstand machten sich mehrere Diebe in MĂŒnchen jetzt zu Nutze und entwendeten teure medizinische GerĂ€te aus einem Krankenhaus.
Vermutlich ĂŒber die Notaufnahme verschafften sich zwischen dem 20. und 21 Juli Personen Zugang zum Harlachinger Krankenhaus in MĂŒnchen. Die Unbekannten stahlen dabei medizinische GerĂ€te im Wert von rund 400 000 Euro.
Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die TÀter die Klinik durch die Notaufnahme betraten und von dort in die UntersuchungsrÀume weiterzogen. Dort nahmen sie den Angaben zufolge unter anderem endoskopische GerÀte mit.
Wie es ihnen gelang, diese unbemerkt aus dem Krankenhaus zu befördern, war am 24. Juli zunĂ€chst unklar. Die Polizei ermittelt.Â
Quelle: dpa/hnle