Aschaffenburg – Alzenau Klinikum bietet PflegekrĂ€ften kostenlos 600 E-Dienstwagen an

Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau stellt allen seinen examinierten PflegekrĂ€ften kostenlos ein Elektroauto zur VerfĂŒgung. Den Ladestrom gibt’s im klinikeigenen Parkhaus ebenfalls gratis.

Wenn Sebastian Lehotzkis Plan aufgeht, kommen die meisten PflegekrĂ€fte des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau bald mit dem eigenen E-Dienstwagen zu ihren Schichten. DafĂŒr hat der GeschĂ€ftsfĂŒhrer des kommunalen Klinikums, das an seinen zwei Standorten 823 Betten zĂ€hlt, mit dem Autohersteller Mazda einen Leasingvertrag ĂŒber rund 600 voll-elektrische Pkw abgeschlossen. Die Autos werden den PflegekrĂ€ften kostenfrei zur VerfĂŒgung gestellt, zunĂ€chst fĂŒr zwei Jahre. Auch die Kosten fĂŒr Versicherung, Wartung oder Reparaturen werden ĂŒbernommen.

Dieses Angebot macht die bayerische Klinik allen examinierten Pflege-Mitarbeitenden aus der Patientenversorgung – sowohl jenen, die schon im Klinikum beschĂ€ftigt sind, als auch PflegekrĂ€ften, die kĂŒnftig neu eingestellt werden. Die bisherige Resonanz habe ihn und sein Team schlicht ĂŒberrollt, sagt Lehotzki im GesprĂ€ch mit kma. Aktuell seien bereits 400 Bestellungen eingegangen, 600 Pflege-VollkrĂ€fte hat das Klinikum insgesamt. Ab MĂ€rz 2023 sollen die ersten Fahrzeuge ĂŒbergeben werden.

Wechselwillige PflegekrÀfte fragen schon an

Sechs der Autos (Listenpreis: 37 000 Euro) stehen fĂŒr Probefahrten zur VerfĂŒgung. Als einzige Auswahloption mĂŒssen Interessenten entscheiden, ob der Innenraum hell oder dunkel sein soll. Als die Fahrzeuge vor dem TechnikgebĂ€ude prĂ€sentiert wurden, habe es umgehend eine lange Schlange gegeben, erinnert sich Lehotzki. Einige PflegekrĂ€fte ĂŒberlegten bereits, ihre Arbeitszeit aufzustocken – denn ein Stellenanteil von mindestens 0,5 ist Bedingung fĂŒr das Angebot. Auch Anfragen von wechselwilligen PflegekrĂ€ften aus anderen Kliniken habe er schon erhalten.

60 bis 80 Pflegestellen sind unbesetzt

Das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau ist ein kommunales Krankenhaus, das nach eigenen Angaben zu den zehn grĂ¶ĂŸten KrankenhĂ€usern Bayerns zĂ€hlt. Es hat insgesamt rund 2500 BeschĂ€ftigte. TrĂ€ger sind die Stadt und der Landkreis Aschaffenburg. GeschĂ€ftsfĂŒhrer Lehotzki verfolgt mit seinem ungewöhnlichen Deal gleich mehrere Ziele. Im Idealfall macht das Angebot sein Haus als Arbeitgeber so interessant, dass er neue PflegekrĂ€fte gewinnt. Aktuell sind 60 bis 80 PlĂ€tze unbesetzt, was Lehotzki, der das Klinikum zusammen mit Katrin Reiser fĂŒhrt, lieber heute als morgen Ă€ndern möchte. Schon jetzt gebe er sechs Millionen Euro fĂŒr ArbeitnehmerĂŒberlassung aus, zudem fĂŒhre der Personalmangel zu geschlossenen Betten und damit ausbleibenden Erlösen.

 

Wir versuchen, den Mitarbeitenden den Umstieg auf ElektromobilitÀt möglichst einfach zu machen.

 

Gleichzeitig drĂŒcke das Angebot die WertschĂ€tzung gegenĂŒber den Mitarbeitenden aus, betont der Klinikleiter. Und es sei ein aktiver Beitrag des Klinikums zur Verkehrswende: „Wir versuchen, den Mitarbeitenden den Umstieg auf ElektromobilitĂ€t möglichst einfach zu machen“, sagt Lehotzki. DafĂŒr erhĂ€lt das Parkhaus mit 200 StellplĂ€tzen, das gerade auf dem KlinikgelĂ€nde gebaut wird, zunĂ€chst 50 LadesĂ€ulen fĂŒr E-Autos. Dort können die Mitarbeitenden die Fahrzeuge auch gratis laden. Wer daheim lĂ€dt, erhĂ€lt eine Strompauschale. Die steuerlichen Effekte eines Dienstwagens werden durch eine Zulage ausgeglichen.

Maßnahmen fĂŒr alle Berufsgruppen

Das Projekt, das Lehotzki derzeit ein gewaltiges Medien-Echo beschert, beschĂ€ftigt ihn mittlerweile seit gut 18 Monaten und hat unter anderem dazu gefĂŒhrt, dass er eine Parkplatzsteuerung einfĂŒhren und einen Fuhrparkmanager einstellen musste. Parallel wird bereits an Maßnahmen fĂŒr andere Berufsgruppen gearbeitet: „Wir werden allen unsere WertschĂ€tzung zeigen“, versichert der GeschĂ€ftsfĂŒhrer. 

Wenn alles so lÀuft, wie wir uns das vorstellen, werden wir am Ende sogar einen positiven Deckungsbeitrag haben. 

Insgesamt lĂ€sst er sich den jĂŒngsten Deal einiges kosten. Maximal zwei Millionen Euro werde das Klinikum dafĂŒr zahlen, sagt Lehotzki: „Aber wenn alles so lĂ€uft, wie wir uns das vorstellen, werden wir am Ende sogar einen positiven Deckungsbeitrag haben.“ Dabei kalkuliert er mit gĂŒnstigen Leasingraten, staatlicher Förderung, sinkenden Ausgaben fĂŒr die ArbeitnehmerĂŒberlassung und zusĂ€tzlichen Erlösen durch wieder nutzbare Betten. Die TrĂ€ger des Klinikums sehen das offenbar genauso: „Sie tragen die Investition voll mit“, sagt Lehotzki und ergĂ€nzt: „Sobald neues Personal da ist, haben wir einen positiven Effekt.“

Quelle: Jens Kohrs 2022. Thieme