Bitkom und Hartmannbund – Umfrage zeigt großen Wunsch nach High-Tech in Kliniken

Eine Umfrage unter 500 Medizinerinnen und Mediziner hat gezeigt, dass die Digitalisierung in Krankenhäusern und Praxen noch keinen einheitlichen Standard hat. Weiterhin klagen die Befragten über fehlende Informationen beim Thema IT-Sicherheit.

Der Digitalverband Bitkom hat gemeinsam mit dem Ärzteverband Hartmannbund eine Umfrage zum Thema „Digitalisierung in Krankenhäusern“ mit mehr als 500 Medizinerinnen und Medizinern in Deutschland durchgeführt. Demnach sagen rund zwei Drittel der Befragten, digitale Technologien würden die medizinische Versorgung der Menschen grundsätzlich verbessern. Die Hälfte verbindet damit auch eine Senkung der Kosten für das Gesundheitssystem.

Ärztinnen und Ärzte messen der Digitalisierung eine steigende Bedeutung für das Gesundheitswesen bei und mahnen einen schnelleren Ausbau digitaler Medizin an. So sagen 78 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte, Deutschland hänge im Vergleich zu anderen Ländern bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems zurück, rund zwei Drittel fordern mehr Tempo bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens und mehr als drei Viertel der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland sehen die Digitalisierung grundsätzlich als Chance für die Medizin.

Zwei Drittel wünschen sich Virtual Reality

Viele Befragte wünschen sich auch bei Diagnose und Behandlung den Einsatz von High-Tech in den Kliniken. Rund ein Fünftel der Krankenhausärztinnen und -ärzte nutzen Roboter zur Unterstützung bei Operationen und Eingriffen, 25 Prozent derjenigen, bei denen dies nicht der Fall ist, halten Robotik im OP jedoch für sinnvoll. Künstliche Intelligenz, etwa zur Auswertung von Röntgen- oder MRT-Bildern, ist bei 9 Prozent in der Klinik im Einsatz, rund die Hälfte nutzen KI in ihrem Haus nicht, würden dies aber befürworten. 

Die elektronische Patientenakte (ePA) wurde erst von 6 Prozent der Ärzte genutzt, lediglich 14 Prozent weisen ihre Patientinnen und Patienten aktiv auf die ePA hin. Rund ein Drittel der Ärzteschaft nutzen die ePA nicht, weil sie nicht die nötige technische Ausstattung dafür haben, weitere 13 Prozent würden sie zwar gern nutzen, verweisen aber darauf, dass die Patienten dies nicht möchten. „Die elektronische Patientenakte ist das Kernstück der Digitalisierung des Gesundheitswesens und ihre Einführung sollte beschleunigt werden. Doch die Hürden zur Beantragung und Nutzung sind hoch. Das von der Ampel-Koalition angekündigte Opt-out muss daher schnellstmöglich umgesetzt werden“, sagt Rohleder. Damit würden alle Versicherten automatisch eine elektronische Patientenakte erhalten, können dem aber widersprechen.

Große Sorge vor Cyberangriffen

Das Thema IT-Sicherheit bereitet der Ärzteschaft sowohl in Kliniken als auch in den Praxen Sorgen. Drei Viertel der Befragten im Krankenhaus sehen Kliniken in Deutschland häufig nicht ausreichend vor Cyberangriffen geschützt, 69 Prozent meinen, Ärzte sollten sich stärker mit IT-Sicherheit beschäftigen – und zwei Drittel sorgen sich konkret vor Cyberangriffen auf Krankenhäuser. „IT-Sicherheitsstandards sind gesetzlich sowohl für Krankenhäuser als auch für Arztpraxen jeglicher Größe geregelt“, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die Umsetzung dieser Vorgaben wird offenkundig sehr ernst genommen.“ Dabei gehe es nicht nur darum, Geräte- und Betriebsausfälle zu vermeiden, sondern auch um den Schutz sensibler Patientendaten. „Insgesamt sind die Gesundheitsdaten der in Deutschland gesetzlich Versicherten im internationalen Vergleich herausragend gut geschützt.“

Was die Datenschutzvorschriften betrifft, üben viele Ärzte Kritik an der Auslegung der Vorschriften. 71 Prozent geben an, dass strenge Datenschutzvorgaben oftmals den medizinischen Fortschritt erschweren würden. Mehr als die Hälfte fordert, der Datenschutz solle weniger streng ausgelegt werden, um den Gesundheitsschutz zu verbessern. Drei Viertel der Befragten fordern eine verbesserte Erschließung versorgungsnaher Daten für mehr Evidenz und innovative Therapien. 61 Prozent sehen sogar eine ethische Verpflichtung darin, Gesundheitsdaten stärker zu erschließen und nutzbar zu machen. „Mit dem European Health Data Space wird auf europäischer Ebene eine einheitliche Infrastruktur und rechtliche Basis für den Einsatz von Gesundheitsdaten erarbeitet, die zügig beschlossen werden muss. Auch das im Koalitionsvertrag geplante deutsche Gesundheitsdatennutzungsgesetz muss schnell kommen“, betont Rohleder. 

Quelle: Bitkom