Die zukünftige Bundesgesundheitsministerin Nina Warken wird für ihre pragmatische, lösungsorientierte Art geschätzt. Unterstützt von zwei Staatssekretären, könnte sie neue Impulse in der Gesundheitspolitik setzen. kma hat sich in ihrem Wahlkreis umgehört.
Die neuen Ministerinnen und Minister von CDU und CSU stehen fest. Darunter auch Nina Warken, die demnächst in das Bundesministerium für Gesundheit einzieht.
Mit der überraschenden Ernennung von Nina Warken (CDU) zur neuen Bundesgesundheitsministerin betritt eine Politikerin die Bühne, deren Expertise bislang primär in der Innen- und Rechtspolitik lag. Die 45-jährige Juristin, die seit 2023 als CDU-Generalsekretärin in Baden-Württemberg fungiert, tritt ein Amt an, das in den vergangenen Jahren von Herausforderungen und tiefgreifenden Reformdebatten geprägt war. In Zeiten von Reformdruck, demografischem Wandel und möglichen kriegerischen Auseinandersetzungen könnte es kaum herausfordernder sein.
Nicht alle glücklich über Koalitionsentscheidungen
Während die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Nominierung Nina Warkens begrüßen, gibt es auch Stimmen, die vor allem kritisieren, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) wieder an die CDU/CSU-Fraktion geht. Boris Velter, Leitungsstab-Chef im BMG und Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokrat*innen im Gesundheitswesen, bezeichnete laut Tagesspiegel den Wechsel an der Spitze des Ressorts als „großen Fehler“. Er befürchtet, dass der Dissens der Unionsparteien bezüglich der Reform der GKV-Finanzierung zum Problem werden könnte. Als Beweis führt er die im Koalitionsvertrag benannte Kommission an, die zwei Jahre Zeit hat, um eine Lösung für die Problematik zu erarbeiten. Laut Velter sei fast gewiss, dass es vorher eine erheblichen Beitragsdruck geben werde.
Dies bemängelte jüngst auch das Pflegebündnis Mittelbaden e.V.: „Wir befürchten, dass Experten-Kommissionen hier nicht ausreichend sind. Es ist fünf nach zwölf, wir haben keine Zeit mehr.“
Pragmatisch und lösungsorientiert
Es stellt sich manch einer daher die Frage, ob Warken den Herausforderungen im BMG gewachsen ist. Ja, die Juristin, die bisher nicht als ausgewiesene Gesundheitsexpertin in Erscheinung getreten ist, bringt einen anderen Erfahrungsschatz ins Amt mit als ihr Vorgänger Prof. Karl Lauterbach (SPD). Aber das kann ihr zum Vorteil werden. Als Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Obfrau im NSA-Untersuchungsausschuss hat sie ihre Fähigkeit zu strategischem Denken und ihr Verhandlungsgeschick bereits unter Beweis gestellt. Ihre Mitgliedschaft im parlamentarischen Begleitgremium zur Covid-19-Pandemie hat ihr erste Einblicke in die komplexen Strukturen des Gesundheitswesens ermöglicht. Warken ist zudem seit 2017 Mitglied im Bundestag und begann ihre Karriere in der Kommunalpolitik, wo sie sich einen Ruf als bodenständige, pragmatische und lösungsorientierte Politikerin erarbeitete.
Sie hat unsere Belange ernst genommen, hat einen regen Austausch auf Augenhöhe geführt und war hier lokal stets präsent.
Gesundheitspolitische Akteure in ihrem Wahlkreis bescheinigen ihr reges Interesse an gesundheits- und pflegepolitischen Themen vor Ort. So habe sie sich in der Hebammenkrise 2018 des Themas angenommen, es nach Berlin getragen und Impulse gesetzt. Zudem habe sie vor Ort alle stets gut und transparent zum Fortgang des Themas informiert. Auch die Profession Pflege in ihrem Wahlkreis Odenwald-Tauber weiß zu berichten, dass sich die sympathische dreifache Mutter immer viel Zeit für pflegepolitische Themen genommen und sich auch ein konkretes Bild vor Ort in den Kliniken gemacht hat – nicht nur mit einer Stippvisite, wie viele andere Politiker. Sie sei immer sehr zugänglich für alle Themen gewesen. „Sie hat unsere Belange ernst genommen, hat einen regen Austausch auf Augenhöhe geführt und war hier lokal stets präsent“, erklärt ein Pflegedirektor aus ihrem Wahlkreis.
Auch Parteifreunde von Warken betonen nach ihrer Nominierung, dass die neue Gesundheitsministerin immer nahe an den Menschen sei. Zudem wisse sie, wie man Mehrheiten schmiedet und Kooperationen eingehe – auf Landes- und Bundesebene. Manuel Hagel (CDU), enger Vertrauter von Warken, beschreibt sie als „blitzgescheite Generalistin“, die sich schnell in neue Themen eindenken könne. Ein weiterer Parteikollege aus Tauberbischofsheim bezeichnet die toughe Führungsfrau gar „als bienenfleißig“.
Warkens rechtspolitische Expertise könnte sich zudem als wertvoll für das Amt der Gesundheitsministerin erweisen, da das Gesundheitswesen zunehmend von rechtlichen und organisatorischen Fragen geprägt ist. Auch ihr Durchsetzungsvermögen, das ihr von allen Seiten attestiert wird, ist für das neue Amt nicht von Nachteil.
Unverstellter Blick von Vorteil?
Denn als Bundesgesundheitsministerin wird Nina Warken nun vor der Aufgabe stehen, die großen Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems anzugehen und Lösungen für drängende Probleme zu finden. Ihre Fähigkeit, komplexe Sachverhalte zu durchdringen und pragmatische Lösungen zu finden, könnte ihr dabei helfen. Warken ist keine Politikerin der lauten Töne, sie ist bekannt für ihre offene und direkte Art und ihren Willen, zuzuhören und zu lernen. Ihre Nominierung markiert einen spannenden Neustart an der Spitze eines Schlüsselressorts. Je nachdem, welche Fachexpertise sie sich nun ins Ministerium hole, könne dies eine Chance für einen echten Neuanfang sein, erklärt Peter Koch, der Vorsitzende des Pflegebündnisses Mittelbaden.
Als Quereinsteigerin bringt sie einen frischen Blick und eine unvoreingenommene Perspektive mit, die ihr dabei helfen können, das zerstörtes Vertrauen der Akteure in die Gesundheitspolitik wiederherzustellen. Das unterstreicht auch die Deutsche Gesellschaft für Innerer Medizin (DGIM): „Wir sehen die Chance auf neue Impulse und einen lösungsorientierten Dialog für die Zukunft der medizinischen Versorgung in Deutschland.“ Denn mit ihrer Erfahrung in der politischen Gestaltung bringe Frau Warken wichtige Kompetenzen für die anspruchsvolle Aufgabe an der Spitze des Gesundheitsministeriums mit, ist sich die DGIM sicher. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Nina Warken den Erwartungen gerecht werden und neue Impulse einbringen kann.
Zwei gesundheitspolitische Strippenzieher als Staatssekretäre
Mit ihren zwei Staatssekretären hat sie fähige und versierte Kenner der Gesundheitspolitik an ihrer Seite. Beide gelten als kompetente und verlässliche Unterstützer im anstehenden Reformprozess.
Tino Sorge, der bislang in der öffentlichen Debatte als Gesundheitsminister gehandelt wurde, war in der letzten Regierungsamtszeit bereits gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und ist bekannt für seine analytische Schärfe und sein pragmatisches Vorgehen. Seine Expertise in der Gesundheitspolitik erwarb sich Sorge nicht nur durch seine parlamentarische Arbeit, sondern auch durch seine enge Vernetzung mit den Akteuren. Der Jurist ist ein Befürworter einer stärkeren Digitalisierung im Gesundheitswesen und hat sich für eine effizientere Steuerung der Krankenhäuser eingesetzt. Auch die Stärkung der ambulanten Versorgung und die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung gehören zu seinen Schwerpunktthemen.
Dr. Georg Kippels ist ebenfalls ein ausgewiesener Experte, der seit Jahren in der Gesundheitspolitik aktiv ist. Als Mitglied des Gesundheitsausschusses hat er sich insbesondere den Themen Pflege und Digitalisierung gewidmet. Kippels gilt als Verfechter der Stärkung der Pflegeberufe und setzt sich für eine bessere Vernetzung durch digitale Lösungen ein. Auch er ist bekannt für seine pragmatische Herangehensweise und seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich zu formulieren.
Quelle: Alexandra Heeser (Freie Journalistin)2025. Thieme