Farb- und Lichtkonzept In Krefeld zeigt Helios eine neue Generation seiner Zimmer

Die Privatklinik im Helios Klinikum Krefeld macht deutlich, wie Patientenzimmer und Stationen künftig aussehen könnten. Eine neue Farb- und Lichtgestaltung soll es für alle besser machen – Patienten, Angehörige und Beschäftigte. Der nächste Umbau steht schon an.

Die Farben sind sanft, sie erinnern an Naturmaterialien wie Hölzer und Steine, und die Beleuchtung passt sich an die Tageszeit an – in der Privatklinik des Helios Klinikums Krefeld setzt der Klinikkonzern ein neues Konzept um. Die Architektur sowie die Farb- und Lichtgestaltung sollen das Wohlbefinden von Patienten, Personal und Angehörigen stärken. Wellness-Feeling statt Krankenhaus-Monotonie. Dahinter steht das Prinzip der „Healing Architecture“, der „heilenden Architektur“.

Den Ansatz hat Helios in einem Pilotprojekt an seinem Helios Universitätsklinikum Wuppertal getestet. In der Krefelder Privatklinik, die 53 Betten umfasst, wurden die Erkenntnisse jetzt erstmals umgesetzt. Die Renovierung startete im Frühjahr 2022 und hat Helios zufolge einen niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Betrag gekostet. Bonn ist die nächste Einrichtung, in der ein Umbau ansteht, weitere sollen nach und nach folgen, heißt es in der Konzernzentrale. Dabei werde der neue Baustandard nicht nur in den Privatkliniken umgesetzt, sondern auch in den Komfortbereichen der jeweiligen Standorte, teilte Helios auf Anfrage von kma mit.

Weniger Schmerzmittel, weniger Krankmeldungen

„In einer beruhigenden und entspannten Atmosphäre fühlen sich unsere Patienten wohler. Das kann ihnen helfen, schneller zu genesen“, sagt Kim Lagoda, Geschäftsführerin der Helios Privatkliniken GmbH, die bundesweit mehr als 30 Privatkliniken betreibt und eine 100-prozentige Helios-Tochter ist. Alle verbauten Materialien seien widerstandsfähig und langlebig, leicht zu reinigen und zu desinfizieren. Die Mitarbeitenden schätzten den neuen Arbeitsplatz sehr – das habe ihre Bewertung in einer repräsentativen Befragung gezeigt, betont Lagoda.

So war es auch bei dem ersten Renovierungsprojekt in Wuppertal, initiiert von Dr. Gabriele Wöbker Direktorin der Klinik für Intensivmedizin. Dort startete das Farb- und Lichtkonzept für die Intensivstation vor etwa drei Jahren: Die Patienten fühlten sich in den farblich neu gestalteten Räumen entspannter und weitaus zuversichtlicher, was sich wiederum positiv auf den Medikamentenbedarf niedergeschlagen habe, teilt Helios mit. 30 Prozent weniger Beruhigungs- und Schmerzmittel seien verabreicht worden – und bei den Mitarbeitenden sei der Krankenstand um 35 Prozent zurückgegangen.

Die Farbwahrnehmung steuert das Erleben und Verhalten

Das Farb- und Materialkonzept wurde mit Prof. Dr. Axel Buether entwickelt, der bereits das Wuppertaler Pilotprojekt betreut hat. „Etwa 60 Prozent unseres Gehirns nutzen wir für die Verarbeitung von Farb- und Lichtinformationen“, sagt der Leiter des Instituts für Farbpsychologie und Professor für Visuelle Kommunikation an der Bergischen Universität Wuppertal. Die Farbwahrnehmung steuere intuitiv das Erleben und Verhalten. „Die Atmosphäre eines Raumes bestimmt unser Wohlfühlen, kann aber auch Ängste verstärken oder Menschen etwa bei kühlem Licht unempathisch wirken lassen“, betont Buether. Deshalb solle ein modernes Krankenhaus auch immer die Gestaltung im Blick haben – „und zwar für alle Beteiligten“.

 

Wenn wir die Bedürfnisse der einzelnen Anspruchsgruppen verstanden haben, können wir die richtigen Mittel für die Gestaltung finden.

 

Für den Professor stehen die Bedürfnisse im Mittelpunkt. Farbe sei Mittel zum Zweck, weshalb sich Patientenzimmer und Pausenräume zum Beispiel atmosphärisch unterscheiden sollten: „Wenn wir die Bedürfnisse der einzelnen Anspruchsgruppen verstanden haben, können wir die richtigen Mittel für die Gestaltung finden.“ Weiße Wände könnten Räume heller machen, allerdings finde der Betrachter keine Struktur und somit keinen Halt. „Oberflächen in zeitlosen Farben, wie etwa Holztönen, geben die Möglichkeit, sich unterbewusst anzulehnen und so zu entspannen“, erklärt der Farbexperte. Am Ende einer jeden Neugestaltung stehe eine Evaluation. Allerdings sei evidenzbasiertes Arbeiten auf diesem Gebiet noch neu.

Patienten haben eine Auswahl an Lichtquellen

Was für die Farben gilt, gilt auch für das Empfinden von Licht. „Es soll als angenehm wahrgenommen werden“, sagt der Licht-Experte Dr. Achim Leder von Jetlite. Die Patienten in Krefeld haben jetzt eine Auswahl unterschiedlicher Lichtquellen mit direkter oder indirekter Beleuchtung, die ihre innere Uhr chronobiologisch wirksam unterstützen und den Heilungsprozess fördern können, erklärt Leder.

Der Krefelder Klinikgeschäftsführer Alexander Holubars jedenfalls hofft, „dass unser Beispiel Schule macht“. Und danach sieht es auch aus: Die Erfahrungen aus Wuppertal und Krefeld würden sukzessive in die jeweiligen Baustandards einfließen, erklärte Helios gegenüber kma. Demnach könnten die neuen Erkenntnisse zur Wirkung der Farben und des Lichts allerdings nicht von jetzt auf gleich überall berücksichtigt werden. Vielmehr erfolge dort, wo Baumaßnahmen anstehen und die Erkenntnisse zur Genesung der Patienten beitragen könnten, eine entsprechende Bewertung – zum Beispiel in den Funktionsbereichen Intensivtherapie, Psychiatrie und Geriatrie.

Quelle: Helios Kliniken/koj