Finanzergebnisse 2023Milliardenminus bei der GKV

Die GKV schließt das Jahr 2023 mit einem Minus von rund 1,9 Milliarden Euro ab. Vor allem Klinikbehandlungen trugen zu den Mehrausgaben bei. Wohin die Milliarden genau geflossen sind und was Karl Lauterbach dazu sagt.

Im Finanzhaushalt der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) klafft eine rund 1,9 Milliarden Euro große Lücke für das Jahr 2023. Damit ist das Minus nicht so hoch wie anfangs erwartet, denn: Prognostiziert wurde ein Defizit von rund 17 Milliarden Euro, wie Prof. Dr. Karl Lauterbach die Meldung aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) kommentierte. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Ausgaben dennoch um insgesamt 14,4 Milliarden Euro gestiegen. Wie das BMG im Detail bekannt gab, liege das auch an vermehrten Aufwendungen im Klinikbereich, die allein um über sechs Milliarden gewachsen sind. 

Die Krankenkassen haben damit einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung der GKV-Finanzen geleistet. 

Der bestehende Fehlbetrag sei außerdem auf die Verpflichtung des Gesetzgebers – im Rahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes 2023 insgesamt 2,5 Milliarden Euro aus den Finanzreserven der Krankenkassen an den Gesundheitsfonds abzugeben – zurückzuführen. „Die Krankenkassen haben damit einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung der GKV-Finanzen geleistet“, führt der Bundesgesundheitsminister weiter aus. Die Stabilisierung der GKV-Finanzen bleibe aber eine dauerhafte Aufgabe. Die endgültigen Finanzergebnisse der Krankenkassen für das Gesamtjahr 2023 sollen ebenso wie die Daten des 1. Quartals 2024 Mitte Juni 2024 vorliegen.

Die GKV-Zahlen im Überblick

  • Einnahmen: 304,4 Milliarden Euro
  • Ausgaben: 306,2 Milliarden Euro (+ 14,4 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr)
  • Finanzreserven Ende Dezember 2023: 8,4 Milliarden Euro
  • Leistungsausgaben 2023: + 5,2 Prozent
  • Verwaltungsausgaben 2023: + 1,6 Prozent
  • Versichertenzahl 2023: + 0,9 Prozent

Gesundheitsfonds ebenfalls im Ausgabenüberschuss

Der Gesundheitsfonds verzeichnete im Jahr 2023 einen Überschuss der Ausgaben in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Das Defizit resultiert maßgeblich aus einer Maßnahme des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes: Durch die Absenkung der Obergrenze der Liquiditätsreserve wurden zusätzliche Mittel an die Krankenkassen ausgeschüttet, um die Zusatzbeitragssätze der Krankenkassen zu stabilisieren.

Die Liquiditätsreserve zum 15. Januar 2024 betrug rund 9,4 Milliarden Euro. Auch in 2024 werden zusätzliche Mittel von 3,1 Milliarden Euro an die Krankenkassen ausgeschüttet, so dass mit einem weiteren Absinken zu rechnen ist. Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Jahr 2023 im Vergleich zum Jahr 2022 um 5,4 Prozent. Verantwortlich für die hohen Zuwächse bei den Beitragseinnahmen sind insbesondere inflationsbedingt kräftige Lohnsteigerungen.

Ausgabenentwicklung im Detail

Maßgeblich beeinflusst wurde die Finanzentwicklung durch die Aufwendungen für Krankenhausbehandlungen, die um rund 6,1 Milliarden Euro (+7,0 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr wuchsen. Hierbei entwickeln sich insbesondere die Aufwendungen für stationäre psychiatrische Behandlungen (+13,5 Prozent) sowie die gebuchten Aufwendungen für die seit 2020 aus den DRG-Fallpauschalen ausgegliederten Pflegepersonalkosten (+9,8 Prozent) dynamisch. Auch die Ausgaben für weitere Aufwendungen im Krankenhaus stiegen mit +5,2 Prozent deutlich. Deutlich überproportional gestiegen sind die Ausgaben im Bereich der Schutzimpfungen (+13,6 Prozent) sowie im Bereich der Behandlungspflege und der häuslichen Krankenpflege (+12,2 Prozent).

Die Ausgaben für Heilmittel erleben mit 9,1 Prozent weiterhin einen Aufwuchs, der vorrangig auf Vergütungsverbesserungen für die Heilmittelerbringer zurückzuführen ist. Mit einem Anstieg von 7,3 Prozent entwickeln sich die Ausgaben für Hilfsmittel etwas dynamischer als die Gesamtausgaben. Im Bereich Krankengeld entwickeln sich die Ausgaben mit +6,4 Prozent überdurchschnittlich. Dazu trägt auch der Anstieg der krankengeldberechtigten Mitglieder in Höhe von 0,6 Prozent bei. Die Aufwendungen für Kinderkrankengeld liegen mit rund 470 Millionen Euro hingegen unter dem Niveau des Vorjahreszeitraumes (540 Millionen Euro), da pandemiebedingte Sonderregelungen im Jahr 2023 ausgelaufen sind.

Defizite nach Krankenkassenart

  • Ersatzkassen: – 1,1 Milliarden Euro
  • Betriebskrankenkassen: – 363 Millionen Euro
  • Allgemeine Ortskrankenkassen: – 225 Millionen Euro
  • Knappschaft: – 122 Millionen Euro
  • Innungskrankenkassen: – 24 Millionen Euro
  • Landwirtschaftliche Krankenkasse: – 4 Millionen Euro

Der Anstieg der Arzneimittelausgaben lag mit 2,9 Prozent erstmals seit 2018 wieder deutlich unter dem durchschnittlichen Anstieg der gesamten Leistungsausgaben. Maßgeblich zu dieser moderaten Dynamik beigetragen haben die seit dem Jahresanfang 2023 wirkenden Regelungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes. Darin war ein um fünf Prozentpunkte erhöhter Herstellerabschlag insbesondere für patentgeschützte Arzneimittel enthalten. Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind nach den vorläufigen Rechnungsergebnissen für 2023 um 1,7 Prozent gestiegen. Dämpfend auf die Ausgabenrate in 2023 wirken insbesondere der deutliche Rückgang von Corona-spezifischen Abrechnungsziffern (z.B. Testungen). 

Quelle: BMG/hnle