Fresenius-Quartalszahlen – Klinikschließungen verschaffen FMC-Luft

Beim kriselnden Klinik- und Gesundheitskonzern Fresenius trägt der Umbau offenbar Früchte. Im zweiten Quartal erholen sich zur Freude von Konzernchef Michael Sen die Geschäfte. Auch die Dialyse-Tochter FMC steht weitaus besser da als gedacht.

Der Fresenius-Konzern hat sich im zweiten Quartal weiter erholt. Dabei machte sich auch der tiefgreifende Umbau bezahlt. Im Klinikgeschäft konnte Deutschlands größter Krankenhausbetreiber zulegen, und die auf Nachahmerarzneien und klinische Ernährung spezialisierte Tochter Kabi kam voran, wie das Dax-Unternehmen mitteilt. „Fresenius Kabi und Fresenius Helios steigerten ihren Umsatz stärker als erwartet“, sagte Vorstandschef Michael Sen.

Der Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) kam zudem weitaus besser als gedacht durch das Quartal und ist daher nicht mehr ganz so pessimistisch für das Jahr. Beim größten Sorgenkind von Fresenius stieg der bereinigte operative Gewinn um 41 Prozent auf 401 Millionen Euro. Der Umsatz im zweiten Quartal legte um ein Prozent auf rund 4,8 Milliarden Euro zu. FMC schließt Dutzende Dialysekliniken und streicht Tausende Stellen, während der Kostendruck durch die Inflation nachlässt.

„Unsere Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung – unterstützt durch die gezielte Schließung von Dialysezentren – tragen zur positiven Entwicklung bei“, sagt Helen Giza, die FMC-Vorstandsvorsitzende. Für 2023 wird weiterhin mit einem Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet (Basis 2022: rund 19,4 Milliarden Euro). Für das operative Ergebnis wird jetzt erwartet, dass es „stabil bleibt oder im bis zu niedrigen einstelligen Prozentbereich zurückgeht“. Zuletzt war als Ziel „stabil oder Rückgang im bis zu hohen einstelligen Prozentbereich“ genannt worden.

Experten hatten weniger Gewinn erwartet

Beim österreichischen Klinikdienstleister Vamed greift Fresenius derweil mit einem Umbau durch und hat 332 Millionen Euro für das Einstellen von Geschäften abgeschrieben. Das verlustreiche Unternehmen soll noch in diesem Jahr operativ die Wende schaffen.

Der gesamte Fresenius-Umsatz legte im zweiten Quartal gemessen am Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 10,4 Milliarden Euro zu. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn fiel zwar um fünf Prozent auf 956 Millionen Euro. Experten hatten aber weniger erwartet. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn um 17 Prozent auf 375 Millionen Euro.

Fresenius konzentriert sich auf Helios und Kabi

Nach schwierigen Corona-Jahren und vielen Gewinnwarnungen will Fresenius die Dauerkrise beenden. Prozesse werden optimiert, in Vertrieb und Verwaltung wird der Rotstift angesetzt, Randbereiche sollen veräußert werden. Ab 2025 will Fresenius jährlich rund eine Milliarde Euro sparen. Unter Sen als Chef konzentriert sich Fresenius auf das Klinikgeschäft und die Tochter Kabi.

Vor allem FMC war in den vergangenen Corona-Jahren in die Krise geschlittert. Eine hohe Übersterblichkeit von Corona-Patienten, steigende Kosten und ein Mangel an Pflegekräften trafen FMC und lösten mehrere Gewinnwarnungen beim Mutterkonzern aus. Damit das nicht mehr passiert, will Fresenius FMC nicht mehr voll in der Bilanz berücksichtigen, sondern nur als Finanzbeteiligung ausweisen – entsprechend dem Fresenius-Anteil von gut einem Drittel.

Nach Beschluss einer außerordentlichen Hauptversammlung im Juli soll FMC von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Damit ist der Weg für die Entflechtung beider Unternehmen bis Jahresende frei. Ein späterer Verkauf der Aktien bis hin zu einer kompletten Trennung bleibt ebenfalls möglich. Auch Vamed sieht Sen nur noch als Finanzbeteiligung. Gerüchten um einen Verkauf beider Firmen war Fresenius im Frühjahr entgegengetreten.

Quelle: dpa/koj