FĂĽr alle Berufe – Warum die BG-Kliniken ihren eigenen Gehaltsrechner entwickeln
Mehr Transparenz und Pluspunkte bei Bewerbern – die BG-Kliniken erhoffen sich viel von ihrem Gehaltsrechner. Bis 2026 soll er alle Berufsgruppen abbilden, was bei dem komplexen Tarifwerk alles andere als banal ist. Teil eins ist schon online.
Komplexe Tarifwelt: FĂĽr die Pflege ist der Gehaltsrechner der BG-Kliniken bereits online.
Was kann ich denn verdienen? Die Frage ist klar, eindeutig und nicht nur für Stellenbewerber bei deutschen Krankenhäusern von großer Wichtigkeit. Die Antwort allerdings ist häufig schwierig. Zu komplex ist das Tarifwerk, zu unterschiedlich die Bedingungen an einzelnen Standorten, von festen und variablen Zulagen sowie individuellen Sonderzahlungen ganz zu schweigen.
Die BG-Kliniken versuchen, die Antwort mit einem neuen interaktiven Gehaltsrechner einfacher zu machen. Erklärtes Ziel: „Die Nutzer sollen mit wenigen Klicks ein plausibles Ergebnis erhalten, das ihren tatsächlichen Verdienstmöglichkeiten bei uns sehr nahekommt“, erklärt Marcel Länger.Â
Im Grunde haben wir eine kleine Entgeltabrechnung nachgebaut.Â
Der Bereichsleiter Personalcontrolling weiß seit dem Sommer 2023 ganz genau, was für ein enormer Spagat das ist. Die Tarifwelt der BG-Kliniken umfasse „eine hohe zweistellige Zahl“ an Tarifverträgen, sagt Länger. Das alles in einem leicht zu nutzenden Rechner abzubilden, sei alles andere als banal. Umso größer sei jetzt die Bedeutung des Tools für die Personalmarketing-Strategie des Klinikverbunds der gesetzlichen Unfallversicherung – ein zusätzliches Element im Kampf um Fachkräfte. „Im Grunde haben wir eine kleine Entgeltabrechnung nachgebaut“, sagt Länger.
Marcel Länger ist Bereichsleiter Personalcontrolling bei den BG-Kliniken.
Bisher nutzten die BG-Kliniken, die an 13 Standorten in Deutschland vertreten sind, meist die Entgelttabellen, um über die Verdienstmöglichkeiten zu informieren. „Doch wer nur auf die Tabellen schaut, erfährt nur die halbe Wahrheit“, sagt Länger: „Einfach, weil die variablen Teile für den Großteil des Gehalts relevant sind.“ Da leistet das neue Angebot deutlich mehr.
Herausgekommen ist keiner der bekannten Brutto-Netto-Gehaltsrechner und auch kein Tool, das 1:1 das exakte Gehalt einer Person berechnet. „Dazu gibt es immer noch weitere mögliche Zulagen“, erklärt Länger: „Aber wir geben einen tiefen Einblick in das, was jeder verdienen kann, und stellen das übersichtlich dar.“
Kaum Abgänge vor der Ergebnisseite
Seit Anfang des Jahres ist Teil eins online – der Gehaltsrechner Pflege, bislang konzentriert auf Pflegefach- und -hilfskräfte ohne MFA. Die Nutzenden wählen zunächst einen Standort der BG-Kliniken, beantworten Fragen zu Ausbildung, Fachweiterbildung, Einsatzgebiet und Berufserfahrung und legen dann noch fest, für wie viele Stunden Zulagen für Bereitschaftsdienste, Überstunden, Nacht- oder Sonntagsarbeit in die Berechnung einfließen sollen. Das persönliche Ergebnis wird neben dem Jahres- und Monatsgehalt im Detail aufgeschlüsselt, inklusive weiterer Zulagen, die unter bestimmten Voraussetzungen hinzukommen können.
Konkrete Nutzerdaten mag Länger nicht nennen, aber mit den Klickzahlen sei sein Arbeitgeber „sehr zufrieden“, betont der Bereichsleiter. Die Rückmeldungen – bislang zumeist von eigenen Beschäftigten – seien flächendeckend gut, „und bei der Nutzung verzeichnen wir kaum Abgänge vor der Ergebnisseite“, so Länger.
Was kann ich wirklich verdienen? Pflegefach- und -hilfskräfte können sich das mit wenigen Klicks ziemlich exakt berechnen lassen.
Dass der Rechner die Erwartungen erfülle, habe sich schon in den Usability-Tests mit zahlreichen Pflegekräften des Unternehmens gezeigt. Die nutzten das Tool etwa, um zu ermitteln, was sie verdienen würden, wenn sie sich intern auf eine andere Stelle bewerben, oder wie sich eine Zusatz-Weiterbildung finanziell auswirken würde. „Und einige sehen in dem Rechner auch eine willkommene Argumentationshilfe, um Freunde und Bekannte, die sich für eine Stelle bei uns interessieren, zu überzeugen“, sagt Länger.
Demnächst folgen die Ärzte
Im nächsten Schritt soll im dritten Quartal des Jahres der Gehaltsrechner für die Ärztinnen und Ärzte freigeschaltet werden. „Wir stehen kurz vor der Fertigstellung“, erklärt Länger. Nach und nach sollen dann alle relevanten Berufsgruppen folgen – bis das Projekt schließlich im Jahr 2026 endet. Parallel ist Längers Team dabei, die Prozesse für die laufende Betreuung und Pflege des Tools zu definieren, damit der Rechner immer aktuell bleibt.
Beworben wird das Angebot bislang überwiegend in den Sozialen Medien. Mittelfristig soll der Rechner aber auch mit allen Stellenanzeigen der BG-Kliniken gekoppelt werden – „damit spätestens dann jeder davon erfährt“, erklärt Länger. Auch wenn sich die Effekte nicht wirklich belastbar messen lassen – von dem Rechner ist er überzeugt: „Er ist bestimmt nicht der ausschlaggebende Grund, sich für die BG-Kliniken zu entscheiden, aber er ist ein wichtiger Teil des gesamten Paketes.“
Quelle: Jens Kohrs (Freier Journalist) 2024. Thieme
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