Gerätemanagement – Dräger steigt bei Sana-Spin-off Samedis.care ein

Samedis.care, ein Spin-off der Sana Kliniken, betreibt eine Plattform für das Gerätemanagement in Kliniken. Als erster Medizintechnikhersteller ist Dräger nun Mitgesellschafter geworden. Für beide Seiten ein lukratives Geschäft.

Bernhard Schenk (links), Geschäftsführer, Dräger TGM GmbH und Dräger Medical Deutschland GmbH, und Thomas Merz, CEO von Samedis.care, anlässlich der Anteilsübernahme an der Online-Plattform.

Dräger, einer der führenden Hersteller für Medizin- und Sicherheitstechnik, hat sich Anteile an der Online-Plattform Samedis.care gesichert. Die Ausgründung der Sana Kliniken dient dem Gerätemanagement und wird bereits von über 200 deutschen und internationalen Kunden genutzt. Auch das Universitätsklinikum Tübingen und die Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm sind unter den Anwendern.

Hintergrund und Motivation für die Plattform

Ausschlaggebend für den Start der Plattform war für Thomas Merz, CEO und Founder von Samedis.care, seine eigene Erfahrung im Instandhaltungsmanagement, das er über 20 Jahre bei den Sana Kliniken mitverantwortet hat. Davor war er selbst Ingenieur in der Medizintechnik – er kennt daher beide Seiten. Umgetrieben hat ihn immer die Frage: „Wie schaffe ich einen Kreislauf, sodass die Anwendungserfahrungen zurück zum Hersteller kommen?“ Das sei wichtig, damit der Hersteller seine Produkte technisch optimieren und weiterentwickeln kann, so Merz.

Er gründete Samedis.care also aus dem Grundgedanken, einen optimalen Informationsfluss in beide Richtungen zu schaffen. Die Sana Kliniken waren der erste Investor der Plattform. Dennoch gab es von Anfang an den Wunsch, dass auch Hersteller oder andere Leistungserbringer Teilhaber werden können.

Dräger mit an Bord

Nun ist es so weit: Knapp eineinhalb Jahre nach der Ausgründung von Samedis.care aus dem Sana Konzern übernimmt Dräger Anteile an der Plattform. Merz bezeichnet diesen Schritt als „wichtigen Meilenstein“. Denn das Lübecker Unternehmen plane nicht nur, finanziell zu investieren, sondern auch Entwicklungsprojekte gemeinsam anzugehen und zu fördern. Gemeint ist damit vor allem die Unterstützung durch Manpower und Know-how. 

Wir haben nicht nur Anteile erworben, sondern wollen vor allem die Entwicklung der Plattform fördern. 

„Wir haben nicht nur Anteile erworben, sondern wollen in dieser Kooperation vor allem die Entwicklung der Plattform fördern“, erklärt Bernhard Schenk, Geschäftsführer der Dräger TGM GmbH und der Dräger Medical Deutschland GmbH auf Nachfrage von kma. Dem Medtech-Unternehmen sei es wichtig, die Bedarfe vor allem von Kliniken, Behörden und Herstellern besser zu verstehen und zu erfüllen.

Ein Beispiel ist die Verbesserung der sogenannten Vorkommnismeldungen, die bei Schäden durch Medizinprodukte direkt an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gehen. Dräger will dabei helfen, diese Meldungen zu optimieren und der Behörde möglichst frühzeitig Bescheid zu geben, ob ein Hersteller oder ein Produkt betroffen ist oder mehrere, um den eventuellen Schaden rechtzeitig zu begrenzen.

Digitalisierung treibt Plattform-Lösung nach vorne

Der Einstieg von Dräger bei Samedis.care ist für den Hersteller auch im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen relevant. „Gerade vor diesem Hintergrund wird das Gerätemanagement immer wichtiger. Medizintechnik vernetzt sich immer mehr – über alle Hersteller hinweg. Denn kein Hersteller kann beispielsweise die Medizintechnik für einen OP komplett zur Verfügung stellen“, erklärt Schenk seine Motivation, bei Samedis einzusteigen.

Der Nutzer brauche am Ende eine herstellerübergreifende Systemintegration, was die Verfügbarkeit und Effizienz der Geräte erhöhen. Schenk erklärt dies am Beispiel einer Mikroskopie am Knie. „Durch Digitalisierung können Prozesse vereinfacht und programmiert werden, so dass z.B. das Deckenlicht automatisch herunterfährt, wenn die OP beginnt. Es muss niemand mehr per Hand das Licht dimmen.“ Das Personal könne sich so auf das Wesentliche konzentrieren.

Das Gleiche gelte beispielsweise auch für Spritzenpumpen, die die Medikamente genau und richtig dosiert abgeben. Auch für das OP-Personal schaffen diese digitalen Neuerungen eine bessere Arbeitsatmosphäre. In Zeiten von Fachkraftmangel ein nicht zu unterschätzendes Pfund. Es ist daher für Dräger ein durchaus wichtiges Geschäft, in diesen Markt zu investieren. 

Wir sparen uns eine Anfahrt, weil wir per Fernzugriff sehen können, was defekt ist. Dann kommt der Techniker am nächsten Tag mit dem richtigen Ersatzteil. 

Auch unter dem Gesichtspunkt der Wartung und Erstdiagnose, sieht der Medtech-Hersteller in solchen Plattform-Lösungen die Zukunft. Diese erfolgen in der Regel schon jetzt per Fernzugriff. Dräger arbeite mit Hochdruck daran, dass auch angezeigt wird, wenn Einzelteile in näherer Zukunft drohen kaputt zu gehen, verrät Schenk. „Es ist wie bei einer modernen Heizungsanlage. Wir sparen uns eine Anfahrt, weil wir per Fernzugriff sehen können, was defekt ist. Dann kommt der Techniker am nächsten Tag mit dem richtigen Ersatzteil und baut es ein“, erklärt er.

Trotz aller Digitalisierungstendenzen gilt natürlich auch für diesen Bereich Safety First. Daher haben nur die Hersteller und Leistungserbringer Zugriff auf technische Daten.

Universalplattform als Win-win

Samedis.care bündelt herstellerübergreifend Informationen und bietet allen Anwendern und Herstellern damit einen Mehrwert. „Bei einigen Herstellen sehen wir, dass sie ihre eigenen Plattformen bauen. Das ist auch gut so. Diese bilden dann aber immer nur die IT-/Gerätelandschaft dieses einen Herstellers ab. Dennoch erleichtert uns das am Ende die herstellerübergreifende Zusammenführung“, erklärt Merz.

Und weiter: „Unser Ziel ist, allen Anwendern sämtliche wichtigen Informationen gebündelt zu präsentieren – und den Herstellern Feedback zu geben. So können alle Seiten von unserer Universalplattform profitieren. Schon heute können wir Einweisungsdokumentationen herstellerübergreifend abbilden und somit den Arbeitsalltag der Anwender erleichtern und damit für mehr Patientensicherheit sorgen.“ 

Am Ende ist die Vielfalt der Medizintechnik größer als der Wettbewerb. Wir entwickeln uns nur dann, wenn wir von außen Input bekommen. 

Schaut man sich das Portfolio von Dräger an, dann kann der Hersteller nach eigenen Angaben etwa zehn Prozent einer Klinikausstattung liefern. Der Rest kommt von anderen Herstellern. „Deshalb ist die Informationsvielfalt, wie sie in dieser Plattform vorgehalten wird, so immens wichtig. Wenn es darum geht, allein alle Gebrauchsanweisungen auf dem aktuellen Stand zu halten, ist ein digitales Gerätemanagement unerlässlich“, erklärt Schenk.

Daher hätte Dräger auch keine Bedenken, wenn weitere Hersteller bei Samedis.care einsteigen. „Am Ende ist die Vielfalt der Medizintechnik, die zusammen funktionieren soll, größer als der Wettbewerb. Wir entwickeln uns nur dann, wenn wir von außen Input bekommen“, ist sich Schenk sicher.

Über Samedis.care

Samedis.care ist eine digitale Plattform, die Anwender, Kliniken, Medtech-Hersteller und Dienstleister miteinander verbindet. Sie ist weltweit nutzbar und sorgt in über 200 Einrichtungen für mehr Sicherheit, Effizienz und bessere Kommunikation beim Handling medizinischer Geräte. Sie hilft auch dabei, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Samedis.care ist ein Spin-Off der Sana Kliniken AG aus dem Jahr 2022.

Quelle:  Alexandra Heeser (Freie Journalistin) 2025. Thieme