Ein erfolgreich abgeschlossenes Geschäftsjahr bedeutet bei Fresenius nicht, die Füße hochzulegen. Mit dem Start der nächsten Umbau-Phase soll das Wachstum gesteigert werden – was unter anderem ein Sparprogramm bei Helios mit sich bringt.
Zu Beginn der Jahrespressekonferenz gratulierte Fresenius-Chef Michael Sen dem Wahlsieger Friedrich Merz. Er hoffe auf eine zügige Regierungsbildung, um die Regierung schnellstmöglich in einen Arbeits- bzw. Aktionsmodus zu bringen. Die Wirtschaft müsse laut Sen ins Zentrum der Politik gestellt werden. „Wir brauchen einen Aktionsplan für Deutschland, der für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit sorgt.“
Beim Fresenius-Konzern selbst stand das Jahr 2024 ganz im Zeichen des langjährigen Umbaus und Sparpgrogramms. Das Unternehmen profitierte von guten Geschäften der Generikatochter Kabi und der Helios Kliniken. Auch im Schlussquartal verdiente der Dax-Konzern überraschend viel, obwohl die inzwischen ausgelaufenen deutschen Energiehilfen für Helios dort auf das operative Ergebnis drückten.
Michael Sen sprach in einer Mitteilung vom 26. Februar von „hervorragenden Ergebnissen für 2024“. Die Verschuldung habe den niedrigsten Stand seit sieben Jahren erreicht, sie soll nun weiter sinken. Die Anleger bekommen zudem erstmals wieder eine Dividende von einem Euro, nachdem sie im Vorjahr wegen der Energiehilfen leer ausgegangen waren.
Umsatz steigt um acht Prozent
Den Angaben zufolge kletterte im Gesamtjahr 2024 der Konzern-Umsatz organisch, also ohne Sonder- und Währungseinflüsse, um acht Prozent auf 21,5 Milliarden Euro. Das um Sondereinflüsse bereinigt zog das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) zu konstanten Wechselkursen um 10 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Fresenius abseits der Finanzbeteiligung am Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC) 1,46 Milliarden Euro, nach 1,3 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Basierend auf dem bereinigten Konzernergebnis aus fortgeführten Aktivitäten sollen künftig 30 bis 40 Prozent als Dividende ausgezahlt werden, hieß es weiter.
Im Geschäftsjahr 2024 erzielte Fresenius Helios ein organisches Umsatzwachstum von sechs Prozent auf 12.739 Millionen Euro (Vorjahr: 11.952 Millionen Euro), dank solidem Fallzahlenwachstum und positiven Preiseffekten in Deutschland und Spanien. Helios Deutschland erzielte einen Umsatz von 7.662 Millionen Euro (Vorjahr 7.279 Millionen), Helios Spanien 5.077 Millionen Euro (Vorjahr 4.672 Millionen).
Ausblick
Das Management peilt für den Gesamtkonzern in diesem Jahr ein organisches Umsatzplus von vier bis sechs Prozent an; das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) soll zu konstanten Wechselkursen um drei bis sieben Prozent wachsen. Dazu soll auch ein Sparprogramm bei Helios beitragen, das in diesem Jahr sich mit rund 100 Millionen Euro positiv auf das Ergebnis im Tagesgeschäft der deutschen Kliniken auswirken soll. Das vom Unternehmen als „dediziertes Performance-Programm“ bezeichnete Vorhaben soll die Qualität und Produktivität steigern – und vor allem das Auslaufen der Energiekostenhilfen kompensieren. Es soll ab der zweiten Jahreshälfte 2025 Wirkung zeigen.
Inhaltlich ist das Helios-Programm in drei Hebel unterteilt:
- Optimierung klinischer Prozesse: Behandlungsqualität und Patientenzufriedenheit sollen gesteigert werden
- z.B. mehr Clusterisierung in den Regionen zur Schwerpunktbildung
- besseres Management der Patientenströme
- Verbesserung nicht-patientennaher Bereiche
- Modernisierung/Zentralisierung der Infrastruktur (z.B. IT)
- Digitalisierung
- Synergien beim Einkauf realisieren
- noch immer großes Potenzial
- Einsparungen steigern
Beim Generikaanbieter Kabi hob Fresenius unterdessen seine Margenziele, nachdem dort die Profitabilität auch dank der Sparbemühungen zuletzt deutlich angestiegen war.
Strategie
Wie Michael Sen auf der Pressekonferenz weiter erkläuterte, sind die Geschäfte von Fresenius auf drei Plattformen aufgeteilt: Biopharma, Medtech und Care Provision. Das Unternehmen sehe ein Marktpotenzial von zusammen bis zu einer Billion Euro. Das bestehende Portfolio soll anhand der drei Plattformen ausgerichtet und stetig weiterentwickelt werden. Mit dem Start der nächsten Phase „Rejuvenate“ will Sen mit dem Unternehmen die Innovationsstärke ausbauen. Forschung und Entwicklung, Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur und der Einsatz von KI stehen hierbei im Fokus. „2025 möchten wir unsere Leistungsfähigkeit auf ein neues Niveau heben“, so Sen zur Strategie.
2025 möchten wir unsere Leistungsfähigkeit auf ein neues Niveau heben.
Mit den Worten „Gesundheit ist ein Teamsport. Wir brauchen die Besten!“ äußert sich Sen auch zum Thema Personal. Mehr als 175 000 Mitarbeitende weltweit zählt der Konzern – rund 9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Auf die Frage, wie es um Stellenabbau oder -anpassungen bei Helios stehe, war das Unternehmen mit der Antwort sehr vorsichtig. Man trete in den Dialog mit der Sozialpartnerschaft sowie Betriebsräten, sobald man wisse, wie sich die Konzepte auf den Mitarbeiterbedarf auswirke.
Hintergrund
Fresenius hat Jahre des Umbaus hinter sich. Dem Gesundheitskonzern machte nicht nur die Corona-Pandemie zu schaffen, sondern auch ein teils misslungener Übernahmekurs, der Fresenius eine hohe Verschuldung bescherte. Der seit Oktober 2022 amtierende Fresenius-Chef Michael Sen hat einen radikalen Umbau angestoßen. Hinzu kam ein tiefgreifendes Sparprogramm, das Fresenius im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge Produktivitätsgewinne von knapp einer halben Milliarde Euro brachte – und damit über dem Plan lag. Auch der ehemals hohe Schuldenberg ist inzwischen geschrumpft. Ende 2024 erreichte er den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Das Management will die Verbindlichkeiten nun noch weiter drücken als bisher geplant, wie der Konzern weiter mitteilte.
Der Dax-Konzern konzentriert sich mittlerweile nur noch auf zwei Unternehmensbereiche – den Arznei- und Medizintechnikhersteller Kabi und Europas größte Klinikgesellschaft Helios, die alleine in Deutschland mehr als 80 Krankenhäuser betreibt. Mehrere Geschäftsteile wurden verkauft, darunter die Kinderwunsch-Klinikkette Eugin.
Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) wird nur noch als Finanzbeteiligung geführt. Die Entflechtung von der früheren Konzerntochter, die Fresenius mehrere Gewinnwarnungen eingebrockt hatte, wurde im November 2023 vollzogen. So muss Fresenius FMC nicht mehr voll in die Bilanz aufnehmen. Zuletzt trennte sich Fresenius von der verlustbringenden österreichischen Beteiligung Vamed.
Quelle: dpa/Fresenius/gnj