Laut dem aktuellen Krankenhaus Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts rechnen über die Hälfte der Kliniken 2022 mit roten Zahlen. Nur noch sechs Prozent der Häuser sehen sich in einer guten wirtschaftlichen Situation.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) befürchtet, dass immer mehr Kliniken die finanziellen Belastungen nicht mehr tragen können und in die Insolvenz rutschen. „Auf unsere Kliniken rollt 2023 eine Insolvenzwelle zu, die sich kaum mehr stoppen lässt“, sagte Verbandschef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, 27.12.2022). Der Schaden für die medizinische Versorgung werde 2023 in vielen Regionen sichtbar werden. Gaß verwies auf das aktuelle Krankenhaus Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), einer jährlich durchgeführten Repräsentativbefragung der Allgemeinkrankenhäuser in Deutschland.
Rote Zahlen für über die Hälfte der Kliniken
Danach rechnen 59 Prozent der Kliniken für 2022 mit roten Zahlen. 2021 betrug dieser Anteil noch 43 Prozent. Der Anteil der Krankenhäuser mit einem positiven Jahresergebnis wird sich der Umfrage zufolge mehr als halbieren, und zwar von 44 auf voraussichtlich 20 Prozent. 21 Prozent gehen für 2022 von einem ausgeglichenen Ergebnis aus nach 13 Prozent im Vorjahr.
Für 2023 erwarten 56 Prozent eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Nur 17 Prozent der Krankenhäuser gehen von einer Verbesserung und 27 Prozent von einer unveränderten Situation aus. Nur noch 6 Prozent beurteilen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut.
Die von der Bundesregierung geplanten Finanzhilfen zum Ausgleich von Energiepreissteigerungen sieht Gaß zwar als hilfreich an. Sie könnten aber das strukturelle Defizit wegen der inflationsbedingten allgemeinen Kostensteigerungen nicht ausgleichen. 2023 werde sich das strukturelle Defizit auf rund 15 Milliarden Euro summieren.
„Die schon vor einigen Monaten prognostizierte Insolvenzwelle rollt jetzt an. Die Politik hat den Zeitpunkt, an der sich die Welle aufhalten lässt, schon fast verpasst“, erklärte Gaß in einer Mitteilung des DKG. Der von Minister Karl Lauterbach angekündigte Vorrang der Medizin vor der Ökonomie bleibe ein leeres Versprechen, so Gaß weiter. Auch im kommenden Jahr würden die Kosten der Krankenhäuser doppelt so schnell steigen wie die staatlich festgelegten Preise. Das strukturelle Defizit werde sich dann auf rund 15 Milliarden Euro summieren.
Besorgniserregende Lage in der Pflege
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betonte in einer Mitteilung: „Der Bund muss sich endlich noch entschlossener hinter die Kliniken stellen. Ich warne seit Wochen davor, dass die bislang vom Bund in Aussicht gestellte Unterstützung nicht reicht, um zum Beispiel die massiv gestiegenen Sachkosten für die Krankenhäuser aufzufangen.“
Besorgniserregend ist der Umfrage zufolge weiter die Personalsituation in den Kliniken, vor allem in der Pflege. Zur Jahresmitte 2022 hatten fast 90 Prozent der Krankenhäuser Probleme, offene Pflegestellen auf den Allgemeinstationen zu besetzen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg demnach die Zahl der offenen Pflegestellen auf den Allgemeinstationen hochgerechnet von 14 400 auf 20 600.
Die Ergebnisse des Krankenhaus Barometers 2022 beruhen auf einer repräsentativen Stichprobe von Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten, die von Mitte April bis Ende Juni 2022 durchgeführt wurde. Beteiligt haben sich 309 Krankenhäuser.
Quelle: dpa/DKI/DKG