KI-gestützte digitale Mitarbeitende können im überlasteten deutschen Gesundheitssystem Kapazitäten freisetzen, die Effizienz steigern und im klinischen Bereich für Entlastung sorgen.
Symptomprüfungen, die durch agentenbasierte KI unterstützt werden, können Tausende individuelle, personalisierte Ersteinschätzungen schneller bereitstellen als manuelle Buchungs- oder Triage-Systeme.
Das deutsche Gesundheitssystem braucht nicht nur mehr helfende Hände – es braucht intelligente Unterstützung. Die Wartelisten für Patienten bleiben lang, das Personal ist bis zur Erschöpfung belastet, und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie eine faire Bezahlung sind längst überfällig. Die Bundesregierung setzt daher auf eine konsequente Digitalisierungsstrategie im Gesundheitswesen, um die Gesundheits- und Pflegeversorgung zu verbessern, medizinisches Personal zu entlasten und Prozesse effizienter zu gestalten. Ziel ist es, die Digitalisierung des Gesundheitswesens so voranzubringen, dass Patienten und Leistungserbringer gleichermaßen profitieren.
KI-Agenten könnten auch im deutschen Gesundheitssystem intelligente, entscheidungsfähige digitale Mitarbeitende werden, die die Triage unterstützen und Gesundheitsprognosen treffen können. Zwar werden in Deutschland derzeit Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI im Gesundheitswesen geschaffen, doch es lässt sich nur begrenzt etwas erreichen, solange häufig nur isolierte, nicht verbundene Systeme im Einsatz sind.
Joseph Kim, CEO der Enterprise-Agentic-AI-Plattform Druid AI, meint in diesem Zusammenhang, dass Gesundheitssysteme, um Engpässe zu vermeiden, Effizienz zu steigern, Patientenschlangen zu reduzieren und Zeit sowie Kosten zu sparen, proaktive KI-Systeme einsetzen sollten, die natürliche Sprache verstehen, über mehrere Plattformen hinweg arbeiten können (z. B. EPRs, HRIS, CRMs oder Buchungssysteme) und in der Lage sind, mehrstufige Workflows vollständig durchzuführen.
Die Einführung von KI-Agenten
Von Patientenbuchungsplattformen bis hin zu HR- und Finanzfunktionen können virtuelle Assistenten rund um die Uhr wiederkehrende, logisch gesteuerte Aufgaben in großem Umfang übernehmen. Dabei geht es nicht darum, Personal zu ersetzen oder Entscheidungsgewalt an die KI abzugeben. KI-Agenten arbeiten Seite an Seite mit dem Team und schaffen den notwendigen Freiraum, damit die Mitarbeitenden schnell auf die Informationen zugreifen können, die für patientenorientierte Entscheidungen erforderlich sind. Da weltweit schätzungsweise 36 Prozent aller Daten durch Gesundheitsdienste generiert werden, müssen Gesundheitssysteme vollständig intuitive digitale Optionen anbieten.
Ein Blick in die Praxis zeigt, welches Potenzial besteht: Einer der größten privaten Augenklinik-Anbieter Europas nutzt agentenbasierte KI, um die Patientenkommunikation vor und nach Eingriffen zu automatisieren. Ein sprachgesteuerter KI-Assistent bearbeitet eingehende und ausgehende Anrufe sowie Chats in mehreren Sprachen und Kanälen und reduziert die Prozesskosten pro Transaktion erheblich – bei gleichzeitig deutlich gestiegener Patientenzufriedenheit durch höhere Net Promoter Scores und kürzere Wartezeiten.
Interessant ist ein weiteres Beispiel: Während sich das deutsche Gesundheitssystem mit dem Fachkräftemangel und dem Pflegenotstand, umfangreichen bürokratischen Belastungen und langen Wartezeiten abmüht, liefert eine Fallstudie aus den USA von MatrixCare, einem Anbieter für Nachsorgeeinrichtungen, wertvolle Einblicke. Mit einer agentenbasierten KI-Plattform hat MatrixCare intelligente digitale Mitarbeitende eingeführt, die inzwischen über 40 Prozent der Support-Anfragen übernehmen – sie triagieren Anfragen, verwalten Termine und leiten komplexe Fälle an Mitarbeitende weiter. Das Ergebnis: Medizinisches Personal kann sich wieder auf das konzentrieren, wofür es ausgebildet wurde – die direkte Patientenbetreuung und -behandlung, anstatt wertvolle Zeit mit repetitiven Verwaltungsaufgaben zu verbringen.
Durch die Anbindung bestehender patientenorientierter Plattformen an vollwertige KI-Agenten, die in der Lage sind, Entscheidungen in Echtzeit zu treffen, können in Gesundheitseinrichtungen unnötige Terminvergaben reduziert werden – insbesondere, wenn eine Behandlung oder Beratung auch remote erfolgen kann. Agentenbasierte KI ermöglicht außerdem die Zentralisierung von Daten, wodurch das Hin- und Herwechseln zwischen isolierten Datensystemen entfällt. So können über virtuelle Gesundheitsassistenten Terminplanung, Priorisierung von Überweisungen und Nachverfolgung an einem zentralen Ort erledigt werden. Das beschränkt sich nicht nur auf die Vereinheitlichung von Antragsprozessen. Agentenbasierte KI kann auch mehrere Schritte gleichzeitig berechnen, bestimmen und umsetzen, ohne dass jede Information erneut abgefragt werden muss – und rationalisiert und optimiert so sowohl klinische als auch nicht-klinische Abläufe.
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Datensicherheit für Patienten
Noch bleiben Gesundheitsdienste weltweit bei der Einführung neuer digitaler Technologien vorsichtig, aus Sorge, dass Patientendaten bei der Migration auf neue IT-Infrastrukturen verloren gehen oder unsicher werden könnten. Doch agentenbasierte KI verschlüsselt Informationen und kann so konfiguriert werden, dass sie sensible Daten eigenständig erkennt und überwacht. Biometrische Sicherheitsmaßnahmen und rollenbasierte Zugriffskontrollen können implementiert werden, um unbefugten Zugriff zu verhindern. Gleichzeitig lassen sich Benutzerberechtigungen anpassen, sodass Mitarbeitende je nach Organisationsstruktur und Aufgabenbereich nur auf die für ihre tägliche Arbeit erforderlichen Daten zugreifen können. Die Systeme lassen sich nahtlos und sicher mit klinischen Systemen (wie EMIS oder Epic), HR-Software, Beschaffungstools und Altdatenbanken integrieren.
Neben der Datenverschlüsselung kann agentenbasierte KI eine zusätzliche Sicherheitsebene für Cloud-basierte Infrastrukturen bieten – mit automatischen Sicherheitsupdates und Anpassungen, wenn sich die Infrastruktur weiterentwickelt.
Patienten sind intelligenter unterwegs. Das deutsche Gesundheitssystem entwickelt sich stetig weiter, um den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Doch während sich die medizinischen Behandlungen weiterentwickelt haben, konnte die Servicebereitstellung kaum mithalten. KI-Agenten können vollständig in das gesamte Wissensspektrum eintauchen, Informationen bündeln und weitergeben, um schnell auf Anliegen der Patienten zu reagieren. Eine gute Patientenerfahrung erfordert klare, intuitive Diagnosen und rasche Antworten auf Fragen und Sorgen. Die Kombination von agentenbasierter KI mit generativer KI – einem derzeit viel diskutierten Feld der künstlichen Intelligenz – ermöglicht menschlichere Reaktionen. Doch generative KI bleibt in ihrer Flexibilität eingeschränkt und ist anfällig für Fehler, Halluzinationen und langfristige Verzerrungen.
Agentenbasierte KI hingegen ist deterministisch und hervorragend geeignet, Patienten durch eine Vielzahl von Gesundheitsstationen zu führen. Strategien zur Krankheitsprävention, Medikamentenverwaltung und Terminvergabe lassen sich auf einfache Patientenanfragen hin umsetzen – während im Hintergrund parallel medizinisch fundierte Behandlungspfade recherchiert werden. Symptomprüfungen, die durch agentenbasierte KI unterstützt werden, können Tausende individuelle, personalisierte Ersteinschätzungen deutlich schneller bereitstellen als manuelle Buchungs- oder Triage-Systeme. Die Möglichkeit, Symptome regelmäßig zu prüfen, während Wartezeiten sinken, beschleunigt die Entdeckung potenziell lebensbedrohlicher Krankheiten, die sich sonst unbemerkt verschlimmern könnten.
Da sich diese Technologie weiterentwickelt und mit Telemedizin-Plattformen und Wearables integriert wird, schafft sie die Grundlage für ein proaktiveres, durchgängiges Versorgungsmodell – und verwandelt die Erfahrungen, die Patienten im Gesundheitssystem machen, von reaktiven Einzelfällen in kontinuierliche, datengesteuerte Unterstützung.
Den menschlichen Faktor bewahren
Der Einsatz von agentenbasierter KI im Gesundheitswesen dient der Unterstützung des Personals und der Patienten. Virtuelle Assistenten können einfachen Zugang zu spezifischen Ressourcen ermöglichen oder auf Basis der abgefragten Informationen passende Behandlungsoptionen vorschlagen – vergleichbar mit Googles KI-gestützter Suche, jedoch vollständig auf Standards im Gesundheitswesen zugeschnitten und auf geprüften medizinischen Praktiken basierend. Diese Tools können auch die Produktivität und das Wohlbefinden des Personals verbessern. Indem medizinischem Fachpersonal der Zugang zu verifizierten und vertrauenswürdigen Wissensdatenbanken erleichtert wird, sinkt die Frustration, Entscheidungen verbessern sich und klinische Teams können sich stärker auf die Versorgung statt auf die reine Verwaltung konzentrieren.
Wichtig ist: Agentenbasierte KI ist nicht dafür gedacht, Systeme sozusagen zu entmenschlichen oder vollständig zu automatisieren. Der ethische Einsatz von KI besteht darin, klinische Entscheidungen zu unterstützen – nicht, sie zu ersetzen. KI-Agenten agieren als kollaborative Kollegen innerhalb der bestehenden Belegschaft. Sie liefern auf Echtzeitdaten basierende, verlässliche Entscheidungsgrundlagen – und überlassen die Umsetzung menschlichen Fachkräften. Mit einem agentenbasiertem KI-System kann im deutschen Gesundheitssystem die operative Belastung reduziert, Patientendaten können sicher verwaltet und Innovation in der Behandlungsbereitstellung gefördert werden – und dabei werden Zeit und Geld gespart.
Quelle: Martin Kraft