Krankenhaus-IT-Monitor – Jedes zweite Krankenhaus hadert mit dem eigenen KIS

Für die IT-Anbieter ist es ein wenig schmeichelhaftes Urteil: Laut der aktuellen Krankenhaus-IT-Studie von Roland Berger sind nur 56 Prozent der Krankenhäuser mit ihrem KIS zufrieden. Auch andere Ergebnisse der Befragung überraschen.

Der jüngste Krankenhaus-IT-Monitor der Unternehmensberatung Roland Berger kommt zu einigen unerwarteten Ergebnissen. So offenbart die Befragung unter den 600 größten deutschen Krankenhäusern eine erhebliche Unzufriedenheit mit den hauseigenen Krankenhausinformationssystemen (KIS). Hinzu kommen erhebliche Zweifel an der finanziellen Nachhaltigkeit der KHZG-Projekte. 

KIS gelten als nicht benutzerfreundlich

Nur 56 Prozent aller Befragten Geschäftsführer und CIOs sind danach mit der Funktionalität des eigenen KIS zufrieden. Interessanter als der Durchschnittswert ist jedoch, wie unterschiedlich Manager und CIOs den Nutzen der Systeme bewerten. Während 82 Prozent der CIOs zufrieden mit der KIS-Lösung sind, sinkt dieser Prozentsatz bei den Geschäftsführern auf nur noch 45 Prozent.

Von zwölf abgefragten Funktionalitäten waren die Befragten auf einer vierstufigen Skala (sehr unzufrieden-unzufrieden-zufrieden-sehr zufrieden) nur mit der Patientenverwaltung, Behandlungsdokumentation und der Abrechnung zufrieden. Der Rest fiel negativ aus. Besonders schlecht wurden Benutzerfreundlichkeit und Ressourcenmanagement bewertet.

Mehrheit will trotz IS-H-Problemen nicht KIS wechseln

Überraschend ist auch ein weiteres Ergebnis. Trotz der erheblichen Probleme, die das Auslaufen von IS-H mit sich bringt, wollen knapp drei Viertel der befragten Häuser ihr KIS dennoch nicht wechseln. Selbst unter den bisherigen IS-H-Nutzern lehnt mehr als die Hälfte einen Wechsel ab. Offenbar befürchten die Kliniken dadurch noch größere Probleme. Sie sehen das Manöver als riskant an, etwa wegen der hohen Kosten und der hohen Belastung für das eigene IT-Personal. Das ist aufgrund des Fachkräftemangels ohnehin schon ausgedünnt und steht wegen des KHZG und anderer Digitavorhaben längst am Anschlag.

Zweifel an Refinanzierung von KHZG-Projekten

Ebenfalls kritisch betrachten die befragten Führungskräfte die Refinanzierung der KHZG-Projekte. 60 Prozent der Häuser erwarten, dass die verursachten Mehrkosten im IT-Betrieb durch den entstehenden Nutzen nicht oder nur gering refinanziert werden können. Unter Geschäftsführern ist die Skepsis mit 93 Prozent besonders hoch. Ob diese Einschätzung auch durch die bislang völlig ungeklärte Nachfolgefinanzierung für Wartung und Service (jährlich rund 25-30 Prozent des Investitionsvolumens) zusätzlich getrübt ist, geht aus der Studie nicht hervor. Immerhin geht eine große Mehrheit von einer Steigerung des IT-Budgets in den nächsten drei Jahren aus.

Cyber-Attacken werden zum Regelfall

Ein weiteres Sorgenkind für viele Krankenhäuser ist die wachsende Gefahr durch Cyber-Angriffe. Fast jedes zweite der befragten Häuser (44 Prozent) ist in den vergangenen drei Jahren Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Bei drei von fünf Häusern führte das zu zeitweiligen Systemausfällen, knapp ein Drittel erlitt auch finanzielle Einbußen. Und diese können erheblich sein. Knapp die Hälfte der Kliniken, die Verluste erlitten, kostete der Angriff bis zu 250 000 Euro. Für 15 Prozent der attackierten Häuser lag der Schaden noch deutlich darüber.

Die Studie steht hier zum Download bereit.

Quelle: Roland Berger/dsg