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Krankenhausdirektoren – Warum eine offene Fehlerkultur der Reform gut tun wĂŒrde

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Auf der VKD-Jahrestagung in Berlin herrschte Skepsis: VKD-PrĂ€sident Dirk Köcher bezeichnet die Krise der Kliniken als „Systemversagen“. Die Podiumsteilnehmer forderten eine Reform der Reform. Wie können sich die KrankenhĂ€user aus der Notlage befreien?

Bei der VKD-Jahrestagung 2025 diskutierten miteinander Prof. Dr. Henriette Neumeyer, Simone Borchardt, Dr. Ina Czyborra, Dr. Michael Weber, Dirk Köcher und Andreas Tyzak (v.l.) ĂŒber die Transformation der Kliniklandschaft.

Die Stimmung auf der Jahrestagung des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) in Berlin war nicht besonders optimistisch. Die Teilnehmenden blicken eher skeptisch in die Zukunft. Angesichts der enormen Verluste, die die KrankenhĂ€user derzeit machen – 2024 gehen fast 80 Prozent der Kliniken von einem negativen Jahresergebnis aus – schwebte die große Frage im Raum: „Kann das alles Management-Versagen sein?“

Dirk Köcher, der seit vergangenem Jahr VKD-PrĂ€sident ist und zum ersten Mal die Jahrestagung eröffnete, wehrte dies entschieden ab. Vielmehr sei es Systemversagen. Die Folgen der Corona-Pandemie, die ansteigende Inflation, die anstehende Reform – die KrankenhĂ€user seien in diese Lage gebracht worden, sagte Köcher. 2019 hĂ€tten noch 80 Prozent der Kliniken eine schwarze Null geschrieben. Innerhalb von fĂŒnf Jahren hat sich nun das Ergebnis umgedreht.

Wie können sich die KrankenhĂ€user aus dieser Krise herauskĂ€mpfen? „Krise als Chance – die Transformation der Kliniken“ war das Motto der Tagung, bei der rund 140 Teilnehmer dabei waren. Unter diesem Titel wurde auch eine Podiumsdiskussion zur Transformation der Kliniken gefĂŒhrt, die VKD-Pressesprecher Andreas Tyzak moderiert hat.

Ohne Einbindung der Praktiker

„Wir mĂŒssen den Wandel gemeinsam einleiten“, betonte Dr. Ina Czyborra, Berlins Senatorin fĂŒr Wissenschaft, Gesundheit und Pflege in ihrem Grußwort. An dem „Gemeinsam“ habe es ihrer Meinung nach zuvor leider gehapert. Zudem brauche es dringend eine ÜberbrĂŒckungsfinanzierung, um gute HĂ€user zu erhalten, so die SPD-Politikerin. 

Wir erwarten von der neuen Bundesregierung kurzfristige Anpassungen, bevor die SchĂ€den noch grĂ¶ĂŸer werden. 

Seit in Kraft treten der Reform im Dezember 2024 werde deutlich, „was passiert, wenn ein Gesetz mit dieser enormen inhaltlichen Bedeutung ohne wirkliche Einbindung der Praktiker durch den Gesetzgeber durchgedrĂŒckt wird“, erklĂ€rte Köcher. „Bereits heute nicht einhaltbare Zeitschienen, fehlende rechtliche Grundlagen sowie resultierende Unklarheiten in der Umsetzung verhindern vielfach, sich strategisch mit seinen Leistungen an neue Notwendigkeiten anzupassen“, sagte er. „Wir erwarten deshalb von der neuen Bundesregierung und unserer neuen Bundesgesundheitsministerin kurzfristige Anpassungen, bevor die SchĂ€den noch grĂ¶ĂŸer werden.“

Es sei ein „zĂ€hes Ringen“ fĂŒr die Praktiker den Gesetzgebern zu erklĂ€ren, vieles was bisher beschlossen worden ist, funktioniere in der Praxis so nicht. Was Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, als besonders problematisch ansieht, ist die automatische Kopplung zwischen Leistungsgruppen und Finanzierung. Auch in der Schweiz habe man sich aus gutem Grunde dagegen entschieden: „Die Kopplung macht keinen Sinn.“ Es sei eine Verschlimmbesserung, wenn man plötzlich mehr ChefĂ€rzte fĂŒr eine Leistungsgruppe benötige, warf Tyzak hier ein.

Neumeyer brachte die Herangehensweise DĂ€nemarks an: Als sie dort bemerkt haben, dass sie im Zuge der Gesundheitsreform einen Irrweg beschreiten, hatten sie den Mut zu sagen, wir machen es anders. Das sollte sich Deutschland auch trauen, findet Neumeyer. Auch Simone Borchardt, Bundestagsmitglied im Ausschuss fĂŒr Gesundheit, stimmte dem zu: „Die Menschen wĂŒrden das eher positiv wahrnehmen.“ Den Deutschen wĂŒrde eine offene Fehlerkultur wohl guttun.

Dr. Michael Weber, PrĂ€sident des Verbandes leitender KrankenhausĂ€rztinnen- und Ă€rzte, machte zudem noch deutlich, dass der Fokus mehr auf der ErgebnisqualitĂ€t liegen sollte statt auf der StrukturqualitĂ€t. Man solle gezielter an der QualitĂ€t der Kliniken arbeiten, statt „diese einfach wegzuradieren“.

Weniger Geld durch Ausweitung der Hybrid-DRGs

Ein schwieriges Thema, das ebenfalls in der Runde diskutiert wurde, waren die Hybrid-DRGs, die massiv ausgeweitet werden sollen – im kommenden Jahr auf eine Million FĂ€lle, in 2028 auf 1,5 Millionen und ab 2030 dann auf zwei Millionen FĂ€lle. Das bedeute erhebliche Erlösreduktionen, die sich verschĂ€rfen wĂŒrden. 

Was auf der einen Seite des KHVVG finanzielle Verbesserungen bringen soll, wird durch die Vorgaben fĂŒr die Hybrid-DRGs wieder einkassiert – und dies in erheblichem Maße. 

„Was auf der einen Seite des KHVVG finanzielle Verbesserungen bringen soll, wird durch die Vorgaben fĂŒr die Hybrid-DRGs wieder einkassiert – und dies in erheblichem Maße“, so der VKD-PrĂ€sident. Es gebe hier keine Freiwilligkeit und durch die Ausweitung auf zum Beispiel mehr TagesfĂ€lle wĂŒrden Hybrid-DRGs aufgenommen, die im ambulanten Bereich gar kein GegenstĂŒck und dementsprechend auch keine Kalkulationsbasis hĂ€tten.“

Alle Podiumsteilnehmenden waren sich einig: Der politische Neustart könne helfen, um an die Regelungen neu heranzugehen und nachzubessern. Eine „Reform der Reform“ wĂ€re nötig. Doch die Praktiker mĂŒssten besser bei der Ausrichtung der Reform eingebunden werden. Außerdem brauche es Mut, manches zu vereinfachen, BĂŒrokratie abzubauen und vor allem: schnelles Handeln.

Quelle: VKD/mrh

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