„Medical Data Strategy“ – Sein Team soll den Datenschatz von Helios heben

Der Klinikkonzern Helios will seine medizinischen Daten gezielter auswerten und so die Behandlungsqualität verbessern. Dafür hat CEO Robert Möller das Team „Medical Data Strategy“ gebildet. Es hat bis 2026 ein großes Ziel.

Helios-Chef Robert Möller hat hohe Erwartungen an Sebastian Ortleb und sein Team. Zu dritt sollen sie nicht weniger, als den gewaltigen Schatz medizinischer Daten der 86 deutschen Helios-Krankenhäuser nutzbar machen. Ziel sei es, die Behandlungsqualität zu verbessern, erklärt Möller. Das im November 2023 neu gebildete Team „Medical Data Strategy“ sei direkt an ihn angebunden. Ortleb leitet das Trio, dem neben ihm selbst die Medical Data Scientists Clara von Münchow und Dr. Markus Bockhacker angehören.

Mit Datenanalysen solle das Team relevante Zusammenhänge entdecken und daraus neue Erkenntnisse ableiten, sagt Möller. Geplant sei, bis 2026 jede wesentliche medizinische Entscheidung mit digitaler Unterstützung treffen und umsetzen zu können. „Das wird einen unmittelbaren Mehrwert für Patientinnen und Patienten schaffen“, ist der Helios-CEO überzeugt.

Datenplattform aufgebaut

Die Basis für ihre jetzige Aufgabe haben Ortleb, von Münchow und Bockhacker in den vergangenen dreieinhalb Jahren in der Helios-IT selbst gelegt. In der Zeit haben sie eine Datenplattform aufgebaut, deren Inhalte sowohl für die Forschung und wissenschaftliche Veröffentlichungen als auch für die interne Qualitätssicherung genutzt werden sollen. „Sie ist die Basis, damit wir die vorhandenen Daten je nach Use Case auswerten können“, sagt Ortleb im Gespräch mit kma.

Ein denkbarer Anwendungsfall für die Helios Kliniken im Bereich der Qualitätssicherung sei beispielsweise der Zusammenhang von Eisenmangelanämie und der Symptomschwere von Herzinsuffizienz-Patienten. Mit den Daten aus der klinischen Regelversorgung wie Labor oder Medikation könne dieser medizinische Zusammenhang analysiert und die Adhärenz zu Leitlinien sichergestellt werden, erklärt Ortleb. Diese Erkenntnisse würden zukünftig durch das etablierte Fachgruppennetzwerk auch in der klinischen Praxis sichtbar.

Strenge Data Governance

„Wenn wir uns die Zusammenhänge regelmäßig anschauen, können wir das auch organisatorisch einfließen lassen und die Prozesse anhand der Daten steuern“, sagt Ortleb. In einem nächsten Schritt werde es auch darum gehen, auf Basis von Modellen klinische Regeln abzuleiten und konkret für die individuelle Behandlung zu nutzen. „Das ist allerdings der Blick in die Zukunft“, betont Ortleb – das, was Robert Möller bis zum Jahr 2026 vorschwebt.

Sein neues Team arbeite auf Basis einer Data Governance, welche die strengen regulatorischen Anforderungen erfülle, versichert der Helios-Chef. Auch dieses Regelungssystem sei in den vergangenen Jahren aufwendig formuliert worden, sagt Ortleb: „Das war ein essenzielles Thema.“ Die Daten würden weitestgehend anonymisiert oder pseudonymisiert genutzt. Zudem gelte das Prinzip der Datenminimierung für den jeweiligen Verwendungszweck. Die Datenplattform jedenfalls sei flexibel und erweiterbar – beispielsweise auch für Register, wie etwa das Herzinsuffizienz-Register.

Quelle: Jens Kohrs (Freier Journalist) 2023. Thieme