Um wirtschaftlich tragfähig zu bleiben und alle Klinikstandorte zu sichern, stellte der Aufsichtsrat des Klinikverbunds Südwest jetzt die Medizinkonzeption 2030 vor. Was sich verändern soll und wessen Zustimmung noch fehlt.
Ziel der Medizinkonzeption 2030 ist es, den KVSW angesichts der gravierenden Veränderungen im deutschen Krankenhauswesen zukunftsfähig aufzustellen und als starken medizinischen Versorger und Arbeitgeber in öffentlicher Trägerschaft langfristig zu erhalten.
Standorte vernetzen, Doppelstrukturen abbauen und medizinische Leistungen konzentrieren: Das sieht die Medizinkonzeption 2030 des Klinikverbunds Südwest (KVSW) vor. Das Konzept wurde am 15. November 2023 in der Aufsichtsratssitzung verabschiedet. Im Dezember folgt voraussichtlich die Beschlussfassung der beiden Kreistage in Böblingen und Calw.
Aus fachlicher Sicht gebe es keine Alternative zur Konzentration und Spezialisierung der Leistungen im Verbund, so Alexander Schmidtke, KVSW-Geschäftsführer: „Nur so können wir angesichts des Personalmangels und der zunehmenden Qualitäts- und Mengenanforderungen auch in Zukunft eine hochwertige medizinische Versorgung garantieren.“ Zudem soll der Verbund dadurch auch wirtschaftlich auf solide Beine gestellt werden.
Die neue Medizinkonzeption ist ein wichtiger und notwendiger Schritt.
Die Konzeption setzt klare Leistungsschwerpunkte an allen Standorten, die aufeinander abgestimmt und eng verzahnt werden. „Die neue Medizinkonzeption ist ein wichtiger und notwendiger Schritt, um die Krankenhausversorgung im gesamten Landkreis Calw langfristig sicherzustellen“, erklärt Landrat Helmut Riegger.
Verabschiedeten die Medizinkonzeption: Aufsichtsratsvorsitzender Landrat Roland Bernhard, Geschäftsführer Alexander Schmidtke und stv. Aufsichtsratsvorsitzender Landrat Helmut Riegger.
Nagold wird Schwerpunktversorger mit Gynäkologie und Geburtshilfe
Die Kliniken Nagold werden zu einem umfassenden Schwerpunktversorger mit 292 Betten und einer Erweiterten Notfallversorgung weiterentwickelt. Die Innere Medizin wird gestärkt und das chirurgische Leistungsspektrum mit Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie sowie Urologie ausgebaut.
Das Portfolio des Standortes wird durch die Gynäkologie und Geburtshilfe erweitert – dazu werden die bisherigen Abteilungen aus Herrenberg und Calw verlagert. Sobald die baulichen Voraussetzungen in Nagold geschaffen sind, folgt der Umzug. Perspektivisch wird die Zertifizierung zum Babyfreundlichen Krankenhaus angestrebt und das Konzept des Hebammengeführten Kreissaals etabliert.
Ebenso wird die Neurologie nach Nagold verlagert, sobald die baulichen Voraussetzungen geschaffen sind. Diese ist bisher noch inklusive der Schlaganfallversorgung über die Stroke Unit in Calw angesiedelt.
Calw bleibt Grund- und Regelversorger
Als wesentlicher Teil des zukunftsweisenden Gesundheitscampus Calw mit einer Basisnotfallversorgung bleibt der Standort Calw als Grund- und Regelversorger mit 166 Betten erhalten. Die Schwerpunkte sollen künftig in den Bereichen Orthopädie und Unfallchirurgie, Allgemeine Innere Medizin sowie Altersmedizin und Alterstraumatologie liegen.
Herrenberg soll integriertes Gesundheitszentrum werden
Voraussichtlich ab Mitte 2025 soll der Standort Herrenberg zu einem modernen integrierten Gesundheitszentrum mit 120 Betten umgebaut werden. 40 stationäre Betten der Bereiche Chirurgie und Innere Medizin werden künftig für die medizinische Basisversorgung vorgehalten.
Die Palliativmedizin wird von derzeit sechs auf 20 Betten ausgebaut. Der geriatrische Schwerpunkt bleibt mit einer stationären geriatrischen Rehabilitation mit 30 Betten erhalten. 30 weitere Betten stehen für die Kurzzeitpflege zur Verfügung.
Zusätzlich soll zentral für den Gesamtverbund ein ambulantes OP-Zentrum entstehen. Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) wird um weitere Leistungen ergänzt, zum Beispiel in der Allgemeinmedizin sowie Kinder- und Jugendmedizin. Auch eine ambulante Hebammenpraxis ist geplant.
Leonberg wird Akutversorger
Der Standort Leonberg wird laut Konzeption zu einem breit aufgestellten Grund- und Regelversorger mit 195 Betten. Vorgesehen sind die Schwerpunkte der Inneren Medizin, vor allem in der Gastroenterologie mit Onkologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Allgemeine Innere Medizin mit Altersmedizin und Alterstraumatologie. Die kardiologische Basisversorgung bleibt erhalten, Interventionen werden nach Sindelfingen verlagert.
Die Gynäkologie und Geburtshilfe bleiben voraussichtlich bis 2028 in Leonberg. Danach werden die Abteilungen an das Flugfeldklinikum verlagert.
Flugfeldklinikum als Maximalversorger
Noch befindet sich das Flugfeldklinikum im Rohbau. Nach der Inbetriebnahme wird es ein umfassender Maximalversorger mit 710 Betten sein. Dazu bemüht sich der Verbund die zusätzlichen Fachgebiete in der Neurochirurgie und Neuroradiologie zu etablieren. Das so entstehende Neuro-Zentrum ermöglicht zukünftig die interventionelle Schlaganfallversorgung, genauso wie die Wirbelsäulenchirurgie.
Nun hoffe ich, dass auch die Kreistage im Dezember diesem Beschlussantrag zustimmen, damit für die Mitarbeitenden endlich Klarheit besteht.
Geschäftsführer Alexander Schmidtke ist dankbar für die Entscheidung des Aufsichtsrates: „Nun hoffe ich, dass auch die Kreistage im Dezember diesem Beschlussantrag zustimmen, damit für die Mitarbeitenden endlich die zurecht erwartete Klarheit besteht und wir in die Umsetzung gehen können.“
Quelle: Klinikverbund Südwest/hgl