Medizinstrategie 2028 – Niels-Stensen-Kliniken verordnen sich eine Radikalkur

Ostercappeln schließt, Natruper Holz wird verlagert, Einschnitte bei der Geburtshilfe – die Niels-Stensen-Kliniken in Niedersachsen haben einen radikalen Umbau angekündigt. Die Details zur Medizinstrategie 2028 und wie sie begründet wird.

Die Niels-Stensen-Kliniken stehen vor einer einschneidenden Neuausrichtung.

Bei den Niels-Stensen-Kliniken im niedersächsischen Osnabrück stehen tiefgreifende strukturelle Veränderungen an. So wird der christliche Verbund zum August 2025 sein Krankenhaus St. Raphael Ostercappeln schließen und den Standort Natruper Holz des Marienhospitals Osnabrück früher als geplant größtenteils verlagern. Zudem werden die Geburtshilfe und Gynäkologie in Melle und die Geburtshilfe am Harderberg aufgegeben, teilt der Verbund mit.

Die Maßnahmen gehören zur Medizinstrategie 2028, mit der sich die Niels-Stensen-Kliniken für die Zukunft rüsten wollen. Der Verbund habe „aktuell große Herausforderungen zu bewältigen“, erklärt Christina Jaax, die im Februar als Geschäftsführerin angetreten ist: „Wir nehmen jetzt strukturelle Veränderungen vor, die sich an den Rahmenbedingungen der Krankenhausreform orientieren. Wir bündeln unsere Kräfte und bilden klare medizinische Schwerpunkte.“ 

Wir mussten eine Entscheidung treffen, die die Zukunft des Gesamtverbundes sichert. 

Demnach werden am Franziskus-Hospital Harderberg der onkologische und orthopädische Schwerpunkt sowie die Lungenmedizin ausgebaut. Am Christlichen Klinikum Melle soll das geriatrische Zentrum unter anderem mit der Palliativmedizin gestärkt werden. Und beim Maximalversorger Marienhospital Osnabrück (MHO) wird das Neurozentrum mit den Angeboten des kardiovaskulären Zentrums und des Traumazentrums am MHO-Standort an der Bischofsstraße zusammengeführt.

Für die neue Strategie seien viele Alternativen modelliert worden, erklärt Jaax: „Uns ist sehr bewusst, dass es Maßnahmen der Medizinstrategie gibt, die mit guten Argumenten kritisiert werden können – mit isoliertem Blick auf den jeweiligen Standort. Wir mussten jedoch eine Entscheidung treffen, die aus unserer Sicht die Zukunft des Gesamtverbundes sichert.“

Wegen der Schwerpunktbildung werde der MHO-Standort Natruper Holz früher als geplant größtenteils verlagert. Das Krankenhaus St. Raphael Ostercappeln werde zum August 2025 geschlossen. Die stationären medizinischen Leistungen beider Standorte werden demnach an den MHO-Standort Bischofsstraße in Osnabrück, an das Christliche Klinikum Melle und an das Franziskus-Hospital Harderberg verlagert.

Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen

Hintergrund der angekündigten Maßnahmen in der Geburtshilfe sei der Fachkräftemangel im ärztlichen Bereich. Die bisherigen Leistungen in Melle und Harderberg verlegt der Verbund ins Perinatalzentrum des MHO. Dort seien für alle werdenden Eltern und Neugeborenen ausreichend Kapazitäten vorhanden.

 

Der Verbund

Die Niels-Stensen-Kliniken beschäftigen im Raum Osnabrück und im Emsland knapp 7000 Mitarbeitende. Zu dem christlichen Klinikverbund gehören sechs somatische Krankenhäuser, zwei Fachkliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und innere Medizin sowie eine Fachklinik für psychische und psychosomatische Erkrankungen mit insgesamt mehr als 1750 Betten. Sie behandelten den Angaben zufolge zuletzt mehr als 85 000 stationäre und 250 000 ambulante Patienten. Außerdem zählen vier Pflegeeinrichtungen, ein Hospiz, zehn MVZ sowie ein Bildungszentrum und eine Dienstleistungsgesellschaft zum Verbund. 

Durch die neue Strategie würden sich Arbeitsumfeld, Arbeitsort und Teamzusammenstellung in den nächsten Monaten stark verändern, erklärt Bernd Runde, der in der Geschäftsführung für Personalthemen verantwortlich ist: „Gemeinsam mit der Mitarbeitervertretung werden wir im Rahmen eines Sozialplans die wirtschaftlichen Folgen weitgehend abmildern.“ Gleichzeitig könnten zum jetzigen Zeitpunkt betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden.

Für das Elisabeth-Krankenhaus Thuine (EKT), das ebenfalls zum Verbund gehört, haben die Niels-Stensen-Kliniken, wie schon berichtet, parallel zur Vorstellung ihrer Medizinstrategie verkündet, ein Schutzschirmverfahren einleiten zu wollen. Das 115-Betten-Haus macht Millionenverluste, weshalb der Verbund schon länger nach einem anderen Träger für das EKT sucht.

Quelle: Niels-Stensen-Kliniken/koj