Muldentalkliniken – Jetzt doch Insolvenz – platzt der Verkauf an Sana?

Mitten in den Verhandlungen ĂŒber den Verkauf an Sana haben die Muldentalkliniken einen Insolvenzantrag gestellt. Das sei „unvermeidbar“, betont die GeschĂ€ftsfĂŒhrerin. Sana zeigt sich ĂŒberrascht, und der Landkreis bleibt bei seiner Linie.

Das hatten sich viele ganz anders vorgestellt. Obwohl lĂ€ngst ausgemacht schien, dass die sĂ€chsischen Muldentalkliniken in Grimma und Wurzen von Sana gekauft wĂŒrden, haben sie jetzt Insolvenz angemeldet. Im Schutzschirmverfahren sollen die zwei kommunalen HĂ€user in Eigenverwaltung saniert werden.

Obwohl der Landkreis Leipzig als Gesellschafter der Unternehmensgruppe noch mit der Sana Kliniken AG verhandele, habe sie den Insolvenzantrag stellen mĂŒssen, erklĂ€rt Julia Alexandra SchĂŒtte, die GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Muldentalkliniken. Wegen der schwierigen Finanzlage habe fĂŒr sie eine gesetzliche Antragspflicht bestanden. Der Landkreis sei darĂŒber vorher unterrichtet gewesen, betont SchĂŒtte. Kreis und GeschĂ€ftsfĂŒhrung seien â€žĂŒber die aktuelle insolvenzrechtliche Lage stets im Austausch“. 

Ohne die verbindliche Aussicht auf einen zeitnahen Verkauf ist die Finanzierung nicht mehr gesichert. 

Das Insolvenzgericht habe nun die vorlÀufige Eigenverwaltung angeordnet, teilen die Kliniken mit. Dabei werde das Management von Alexander Park und Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann und Partner begleitet. Zur vorlÀufigen Sachwalterin wurde Dorit Aurich von der Kanzlei Eckert RechtsanwÀlte bestellt.

„Ohne die verbindliche Aussicht auf einen zeitnahen Verkauf ist die Finanzierung der Muldentalkliniken nicht mehr gesichert“, erklĂ€rt SchĂŒtte: „Deshalb bestand eine gesetzliche Pflicht, den Insolvenzantrag zu stellen.“ Der Gesellschafter, der Betriebsrat und die BeschĂ€ftigten seien ĂŒber „diesen unvermeidbaren Schritt“ informiert worden. „Wir haben gemeinsam alles dafür getan, einen Eigentümerwechsel noch rechtzeitig zu ermöglichen und damit die Insolvenz abzuwenden“, betont SchĂŒtte.

GeschĂ€ftsfĂŒhrerin sieht eine Chance

Gerade fĂŒr die Mitarbeitenden sei das nun eingeleitete Verfahren auf den ersten Blick eine bittere Nachricht. Der Schritt bietet aber auch die Chance, „die Muldentalkliniken nach einer umfassenden Sanierung in eine positive und stabile Zukunft zu fĂŒhren“, sagt die GeschĂ€ftsfĂŒhrerin. Die Belegschaft der Unternehmensgruppe sei am 26. Februar auf internen Mitarbeitenden Versammlungen ĂŒber die weiteren Schritte informiert worden. Das Schutzschirmverfahren sei fĂŒr die Muldentalkliniken gGmbH beantragt worden, heißt es weiter. Die Soziale Dienste Muldental gGmbH und die Servicegesellschaft Muldental gGmbH seien nicht betroffen.

 

 

 

 

Die Kliniken haben seit Jahren finanzielle Probleme. Im Mai 2023 konnte nur eine Finanzhilfe des Landkreises Leipzig in Höhe von zehn Millionen Euro die Insolvenz verhindern. Im Oktober 2024 hatte der Kreistag dann beschlossen, die zwei HĂ€user an Sana zu verkaufen. Der Klinikkonzern sollte 89,9 Prozent der GeschĂ€ftsanteile ĂŒbernehmen, die ĂŒbrigen 10,1 Prozent wollte der Kreis behalten. Sana plante, einen Medizinverbund Landkreis Leipzig zu grĂŒnden, der die eigenen Standorte Borna und Zwenkau (die Sana Kliniken Leipziger Land) dann mit den HĂ€usern in Grimma und Wurzen in einem Versorgungskonzept fĂŒr den Kreis integriert.

Doch die Verhandlungen hĂ€tten sich verzögert, und durch die Unklarheit über deren Ausgang bestehe „keine rechtssichere Aussicht mehr auf einen zeitnahen Verkauf“, so SchĂŒtte. Damit sei „die Finanzierung der Muldentalkliniken für die kommenden zwölf Monate nicht mehr gesichert“.

Überraschung bei Sana

Bei Sana war man von SchĂŒttes Antrag ĂŒberrascht, wie Dr. Roland Bantle, der Cluster-GeschĂ€ftsfĂŒhrer fĂŒr Sachsen, erklĂ€rt. Noch wenige Tage zuvor habe man „gemeinsam mit den Gewerkschaften und dem Landrat in dem Bestreben zusammengesessen, um eine Personalkostenstruktur zu erreichen, die Sana die Umsetzung des Konzeptes eines Medizinverbundes fĂŒr den Landkreis Leipzig ermöglicht“, so Bantle. 

Die jĂŒngsten GesprĂ€che hatten wir als sehr konstruktiv wahrgenommen. 

Diese GesprĂ€che hĂ€tten die Sana-Verantwortlichen „als sehr konstruktiv wahrgenommen“. Am 25. Februar seien ein Fahrplan und VorschlĂ€ge zum weiteren Vorgehen an den Landrat und die Gewerkschaften ĂŒbermittelt worden. Am Abend desselben Tages sei dann unabhĂ€ngig vom GesprĂ€chsverlauf ĂŒberraschend die Nachricht eingegangen, dass SchĂŒtte einen Insolvenzantrag gestellt habe. DarĂŒber sei Sana im Nachgang informiert worden. 

Mit der Beantragung des Insolvenzverfahrens hat sich die Risikosituation fĂŒr uns noch einmal stark verĂ€ndert. 

Durch ein Insolvenzverfahrens Ă€nderten sich die Rahmenbedingungen fĂŒr Sana „maßgeblich“, sagt Bantle. Die Standorte der Muldentalkliniken seien stark defizitĂ€r und mit Blick auf die Krankenhausreform in der jetzigen Form so nicht zukunftsfĂ€hig. Es stelle sich die Frage, zu welchen Bedingungen sich die Kliniken zukĂŒnftig betreiben lassen – sowohl bei der inhaltlichen Ausrichtung als auch beim Kostenrahmen.

„Mit der Beantragung des Insolvenzverfahrens hat sich die Risikosituation fĂŒr uns noch einmal stark verĂ€ndert“, betont Bantle. Sana bedauere die momentane Situation sehr. „Wir sind aber weiterhin bereit, im Rahmen unserer bereits bestehenden Kooperationen zu unterstĂŒtzen.“

Landrat will weiter mit Sana verhandeln

Wie und ob es mit den Verhandlungen weitergeht, scheint noch unklar. Der Insolvenzantrag mĂŒsse jedenfalls nicht zu deren Ende fĂŒhren, erklĂ€ren die Muldentalkliniken. Über den Fortgang wĂŒrden die Verhandlungspartner entscheiden, also der Landkreis und Sana. Inwieweit die Verhandlungen Einfluss auf das Schutzschirmverfahren hĂ€tten, hĂ€nge von konkreten Vereinbarungen und Zusicherungen der Verhandlungspartner ab.

Landrat Henry Graichen halte den Verkauf weiter fĂŒr die beste Lösung, heißt es in einer Mitteilung des Kreises. Er wolle die GesprĂ€che mit Sana und den Gewerkschaften zum Verkauf der Kliniken weiterfĂŒhren. „Eine vertragliche Einigung mit Sana ist weiterhin möglich und die beste Lösung fĂŒr den Erhalt der Muldentalkliniken“, sagt Graichen.

Der Antrag auf Insolvenz mĂŒsse in bestimmten Situationen gestellt werden, er verhindere aber nicht, dass an anderen Lösungen gearbeitet werde, so der Landrat. Zudem seien die GesprĂ€che bislang konstruktiv verlaufen. „FĂŒr die BeschĂ€ftigten ist diese eine sehr ungewisse Situation“, so Graichen: „Alle an den Verhandlungen Beteiligten, hĂ€tten diese Belastung gerne vermieden.“ Jetzt gehe es darum, „alle HĂŒrden aus dem Weg zu rĂ€umen, um zu einer vertraglichen Lösung zu kommen“.

Quelle: Muldentalkliniken/Landkreis Leipzig/Sana Kliniken/koj

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