Sachsen-Anhalt – Vom Vollsortimenter zum Koordinator

Das Krankenhausgutachten fĂŒr Sachsen-Anhalt sieht vor, bestimmte Leistungen nur noch an Spezial- und Unikliniken zu erbringen. „Vollsortimenter“ könnten die UniversitĂ€tskliniken dann nicht mehr sein, kontern die HĂ€user.

Anfang April wurde das Krankenhausgutachten fĂŒr Sachsen-Anhalt vorgestellt. Dieses empfiehlt unter anderem ein gestuftes System der Krankenhausversorgung, bei dem eine Basisversorgung mit internistischen und chirurgischen Leistungen wohnortnah möglich sein soll. Je spezialisierter die medizinischen Leistungen werden, desto stĂ€rker werden die Leistungen an großen Schwerpunktversorgern, Maximalversorgern und den UniversitĂ€tskliniken konzentriert. Die Rolle der Unikliniken solle zudem weiter aufgewertet werden. Sie sollen kĂŒnftig eine stĂ€rkere Steuerung der Versorgung ĂŒbernehmen. Nötig sei eine „koordinierende Rolle und die Projektmanagementkompetenz“, hieß es. 

Magdeburg will im Norden steuern

Der Reform der Krankenhauslandschaft stehen die beiden Unikliniken Halle und Magdeburg prinzipiell offen gegenĂŒber. „Das UniversitĂ€tsklinikum Magdeburg wird zukĂŒnftig kein Vollsortimenter medizinischer Leistungen mehr sein können“, sagte der KaufmĂ€nnische Direktor Marco Bohn der Deutschen Presse-Agentur. „Wir sind bereit, Leistungen an andere KrankenhĂ€user abzugeben, und konzentrieren uns dafĂŒr auf unseren Versorgungsauftrag mit universitĂ€ren Eingriffen. Die Steuerung und Netzwerkbildung im Norden des Landes wollen wir ĂŒbernehmen.“

Wie das Klinikum auf kma-Anfrage mitteilt, gibt es im Haus bereits weitere GesprÀche zum Vorgehen. Diese fÀnden im Rahmen eines begonnenen Sanierungs- und Konsolidierungsprozesses statt. Welche Leistungen letztendlich abgegeben oder behalten werden, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht final definiert werden, so das Klinikum.

Erste Kooperationen laufen bereits

Ähnlich ist die EinschĂ€tzung im SĂŒden des Landes. Man mĂŒsse fĂŒr die komplexen Leistungen „mehr Luft kriegen“, sagte der Ärztliche Direktor des UniversitĂ€tsklinikums Halle, Thomas Moesta. „Wir sind zurzeit in all unseren BehandlungskapazitĂ€ten ausgelastet.“ Konkretere Aussagen dazu könnten derzeit nicht getroffen werden, teilt das Klinikum auf kma-Anfrage mit. 

Erste Kooperationen gibt es bereits. So arbeitet das Uniklinikum Halle mit dem Diakoniekrankenhaus in der Stadt zusammen, das Darmkrebszentrum wurde ausgelagert. In Magdeburg arbeitet die Uniklinik mit dem StĂ€dtischen Klinikum zusammen. Außerdem wurde eine Kooperation mit dem Altstadtquartier geschlossen, um dort ambulante Operationen durchzufĂŒhren.

Auch untereinander wollen die UniversitĂ€tskliniken stĂ€rker Schwerpunkte bilden. Bei der Frage der Besetzung und der Ausrichtung von LehrstĂŒhlen gibt es Abstimmungen. Zudem soll sich Halle bei Transplantationen laut Moesta auf Nieren konzentrieren und Magdeburg auf Lebern. Da mĂŒsse man sich insgesamt noch weiter entwickeln, so der Ärztliche Direktor aus Halle.

Der Aufsichtsratsvorsitzende beider Institutionen, Wissenschaftsminister Armin Willingmann, macht Druck. „Angesichts der begrenzten Ressourcen mĂŒssen sich die Unikliniken spezialisieren und in Forschung wie Krankenversorgung Schwerpunkte bilden. Das sichert bestmögliche Wissenschaft und strahlt auf Ausbildung wie Krankenversorgung aus“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wissen, dass unsere im deutschen Vergleich eher kleinen UniversitĂ€tsklinika unbedingt qualitativ und quantitativ ein Mindestlevel erreichen mĂŒssen, wenn sie als Maximalversorger wie als UniversitĂ€tsmedizin weiterhin Bestand haben wollen.“

Regionalkonferenz soll Klarheit bringen

Klarheit könnte die Regionalkonferenz bringen, die in einem Dringlichkeitsantrag im Kreistag Nordsachsen beschlossen wurde. Aufgabe der Regionalkonferenz ist die Erarbeitung von VorschlĂ€gen zur Krankenhausplanung im Landkreis Nordsachsen. Dabei sollen unter anderem Lösungen zur sektorenĂŒbergreifenden Versorgung durch eine verstĂ€rkte Zusammenarbeit der Leistungserbringer, gegebenenfalls auch in neuen Organisationsformen oder zur flĂ€chendeckenden Sicherung der wohnortnahen Versorgung bei hoher BehandlungsqualitĂ€t durch den Einsatz digitaler Technologien entwickelt werden. 

Quelle: dpa/hgl/gnj