Wechsel an Unternehmensspitze – Daniel Gotthardt führt künftig Compugroup

Prof. Dr. Daniel Gotthardt wird neuer CEO von CompuGroup Medical (CGM). Der Sohn von Firmengründer Frank Gotthardt löst zum 1. September Michael Rauch ab, der das börsennotierte Unternehmen „im besten gegenseitigen Einvernehmen“ verlässt.

Nach den zuletzt desaströsen Finanzzahlen hat nun offenbar CompuGroup-Patriarch Frank Gotthardt die Reißleine gezogen: Der bisherige CGM-CEO Michael Rauch wird den Health-IT-Konzern zum 1. September verlassen, „im besten gegenseitigen Einvernehmen“, wie es in einer Mitteilung der CGM heißt. Allerdings dürfte der eklatante Absturz der CGM-Aktie (rund 65 Prozent minus im vergangenen Jahr) wesentlich zu Rauchs Abgang beigetragen haben. Nachfolger an der Führungsspitze wird zum 1. September Prof. Dr. Daniel Gotthardt, Mediziner und Sohn des Unternehmensgründers. Dieser ist bereits seit Anfang 2023 als Chief Medical Officer in einer herausgehobenen Position an der Führungsspitze tätig.

Daniel Gotthardt bislang CMO bei CompuGroup

Michael Rauch arbeitete seit 2019 in verschiedenen leitenden Positionen bei der CGM. Zunächst als Chief Financial Officer (CFO, später zusätzlich Sprecher der Geschäftsführenden Direktoren, bis er im Mai 2023 zum CEO aufstieg. Sein Nachfolger Daniel Gotthardt wurde nun vom CGM-Verwaltungsrat zum CEO berufen, dessen Vorsitzender Frank Gotthardt ist. Daniel Gotthardt hat Medizin in Heidelberg studiert und am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung sowie dem Imperial College in London promoviert. Danach war er 13 Jahre lang am Universitätsklinikum Heidelberg tätig, zuletzt als geschäftsführender Oberarzt. Seit Anfang 2023 ist Daniel Gotthardt Senior Vice President und Chief Medical Officer von CGM und seit 2020 Mitglied im Verwaltungsrat der CompuGroup Medical Management SE.

Frank Gotthardt dankte Rauch für die „sehr gute Zusammenarbeit“, dieser habe in seiner Verantwortungszeit den Umsatz der Compugroup um rund 500 Millionen Euro auf zuletzt 1,19 Milliarden Euro erhöht. Mit seinem Sohn Daniel würde nun erstmals in der Geschichte des Unternehmens ein Mediziner die Position des CEO einnehmen, der „in den vergangenen Jahren an verschiedenen Positionen seine unternehmerischen Fähigkeiten und seine visionäre Expertise in den entscheidenden Zukunftsfeldern der modernen Cloudsysteme, der datenbasierten Lösungen und der Anwendungen Künstlicher Intelligenz unter Beweis gestellt“ habe.

CGM-Aktie verliert enorm

Frischer Wind ist für die CGM dringend notwendig, denn die wirtschaftliche Entwicklung des börsennotierten Konzerns sorgt bei Aktionären und auch Mitarbeitern zunehmend für große Nervosität. Erst am 9. Juli hatte der Konzern eine Gewinnwarnung für 2024 ausgesprochen und das bislang erwartete Umsatzplus im zweiten Halbjahr von vier bis sechs Prozent kräftig auf minus 2 bis 0 Prozent nach unten korrigiert. Die Umsatzerlöse sanken im ersten Halbjahr 2024 nach Angaben des Unternehmens um sechs Prozent, mit steigender Tendenz im zweiten Quartal.

Gründe für die negative Entwicklung gibt es einige. So hat nach kma-Informationen von Brancheninsidern die ausgebaute Krankenhaussparte erhebliche Probleme. Dabei hatte das Unternehmen, das zuvor hauptsächlich mit Praxissoftware im ambulanten Bereich sein Geld verdient hatte, große Hoffungen in diesen Bereich gesetzt. Mit der 2020 erfolgten Übernahme der Cerner KIS-Systeme Medico, Soarian Integrated Care, Selene (Spanien) sowie Soarian Health Archive war die CGM zur Nummer zwei im deutschen KIS-Markt aufgestiegen, zudem sollte G3-Clinical bald Früchte tragen. Es handelt sich um eine runderneuerte Variante des inzwischen in die Jahre gekommenen KIS CGM Klinical. Doch die Software bereitet mehr Probleme als gedacht, trotz fast zehnjähriger Produktentwicklung.

Probleme lassen Kliniken abspringen

In Österreich verlor CGM deshalb inzwischen treue Krankenhäuser als Kunden, auch der groß kommunizierte Deal mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hatte mit enormen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Ob CGM seine Probleme mit G3-Clinical inzwischen vollständig im Griff hat, sehen von kma befragte Klinik-CIOs weiter mit Skepsis. Auch von Konkurrenzunternehmen kursieren in der Branche inzwischen Klagen, die CGM würde mit nicht kostendeckenden Dumpingangeboten verzweifelt versuchen, neue KIS-Kunden zu gewinnen. CGM-Verantwortliche wiesen das jedoch gegenüber kma zurück. Was an den Gerüchten tatsächlich wahr ist bzw. ob es sich um das übliche Branchengehacke unter Konkurrenten handelt, lässt sich unabhängig nur schwer überprüfen.

Quelle: Guntram Doelfs 2024. Thieme

 

Ein Klinikum soll so zugänglich sein wie möglich. Diesen Umstand machten sich mehrere Diebe in München jetzt zu Nutze und entwendeten teure medizinische Geräte aus einem Krankenhaus.

Vermutlich über die Notaufnahme verschafften sich zwischen dem 20. und 21 Juli Personen Zugang zum Harlachinger Krankenhaus in München. Die Unbekannten stahlen dabei medizinische Geräte im Wert von rund 400 000 Euro.

Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die Täter die Klinik durch die Notaufnahme betraten und von dort in die Untersuchungsräume weiterzogen. Dort nahmen sie den Angaben zufolge unter anderem endoskopische Geräte mit.

Wie es ihnen gelang, diese unbemerkt aus dem Krankenhaus zu befördern, war am 24. Juli zunächst unklar. Die Polizei ermittelt. 

Quelle: dpa/hnle