Nachdem das Klinikum Lippe lange mit erheblichen finanziellen Belastungen zu kÀmpfen hatte, musste eine strategische Entscheidung zur Zukunftssicherung her. Die ist nun da. Wie es mit den Kliniken in Lemgo und Detmold weitergeht.
Mit 25 Millionen Euro hat der Kreis dem Klinikum Lippe in 2024 ausgeholfen. Um selbst wieder auf einen grĂŒnen Zweig zu kommen, hat sich das Haus eine Neuausrichtung auf die Fahnen geschrieben und jetzt konkretisiert. Wie der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung beschlossen haben, werden die Standorte Lemgo und Detmold umstrukturiert.Â
Ich bin sehr froh, dass es nach intensiven und emotionalen Diskussionen einen breiten Konsens fĂŒr die Neuausrichtung unseres Klinikums gegeben hat.Â
Zukunftskonzept 2030
Bis 2030 sollen die Fachkliniken fĂŒr Onkologie und Neurologie Schritt fĂŒr Schritt nach Detmold umziehen â aus wirtschaftlicher wie medizinischer Notwendigkeit. Damit wird âdie höchste QualitĂ€tsstufe der Notfallversorgung (Level 3) erreichtâ, so Dr. Axel Lehmann, Landrat des Kreises Lippe und Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Lippe. Aufgrund der dezentralen Aufstellung hat das Klinikum aktuell nur Level 2. Auch könne der Standort so zum Onkologischen Spitzenzentrum werden, da durch die BĂŒndelung die notwendigen Voraussetzungen dafĂŒr erfĂŒllt werden. Das seien immens wichtige Schritte und eine deutliche Verbesserung in der medizinischen Versorgung, fĂŒhrt Lehmann weiter aus.
Das Krankenhaus in Lemgo wird als Grundversorger mit einer Notfallversorgung sowie stationĂ€ren Fachkliniken erhalten. Angedacht sind ferner ambulante Angebote, die weiterentwickelt und gestĂ€rkt werden sollen. Hier stehen genauere PrĂŒfungen noch aus. Am Standort Lemgo sollen folgende stationĂ€re Angebote verbleiben:
- Allgemeine Innere Medizin
- Allgemeine Chirurgie (neu aufgebaut oder bestehend aus Thoraxchirurgie und GefĂ€Ăchirurgie)
- Intensivmedizin
- Notfallgrundversorgung
- Geriatrie
- Nuklearmedizin,
- Radiologie
- âWeaningâ-Abteilung (Beatmungsentwöhnung)
- Labor
- Krankenhausapotheke
âIch bin sehr froh, dass es nach intensiven und emotionalen Diskussionen einen breiten Konsens fĂŒr die Neuausrichtung unseres Klinikums gegeben hat. Diese ist dringend notwendig, um in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit den Fortbestand unseres Uniklinikums und die medizinische Versorgung aller Lipperinnen und Lipper sicherzustellenâ, sagt Lehmann. Doch auch das Land Nordrhein-Westfalen mĂŒsse seinen Beitrag leisten. Der Plan könne nur umgesetzt werden, wenn âdas Gesundheitsministerium in DĂŒsseldorf zu seinem Wort steht und uns wie versprochen finanziell und regulatorisch auf diesem Weg unterstĂŒtzt.â
Das Land NRW hatte InvestitionskostenzuschĂŒsse in zweistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt. Ebenso sagte das Ministerium zu, Lemgo und Detmold in Zukunft als einen gemeinsamen Klinikstandort betrachten zu wollen â was eine höhere FlexibilitĂ€t bei der Personalplanung zur Folge hĂ€tte.
Worin die Neuausrichtung von den Experten-Empfehlungen abweicht
Im September hatten die Beratungsunternehmen Roland Berger sowie Partnerschaft Deutschland zur Strategieentwicklung ihre Ergebnisse zur Zukunft des Klinikums Lippe vorgeschlagen. Sie waren von den Gesellschaftern, dem Aufsichtsrat und der GeschĂ€ftsfĂŒhrung des Klinikums fĂŒr den externen Blick ins Boot geholt worden. Der jetzt vorgestellte Plan folgt deren grundsĂ€tzlichen Empfehlungen, allerdings mit drei wesentlichen Abweichungen.
- Der Umzug der Pneumologie nach Detmold erfolgt unter Vorbehalt. 2027 wird diese noch einmal auf den PrĂŒfstand gestellt. Wenn eine Verlagerung wirtschaftlich und medizinstrategisch doch nicht erforderlich ist, könnte die Pneumologie auch in Lemgo bleiben. FĂŒr den Umzug der Neurologie, der Onkologie und der Pneumologie muss in Detmold gebaut werden. HierfĂŒr braucht es Finanzhilfen vom Gesundheitsministerium. On top hatte das Klinikum in DĂŒsseldorf bereits einen Förderantrag fĂŒr BaumaĂnahmen in Detmold gestellt. In diesem Zuge wĂŒrde auch eine komplett neue, hochmoderne Zentrale Notfallversorgung und ein neues Diagnostikzentrum gebaut werden. PlĂ€ne dafĂŒr existieren schon lĂ€nger.
 - Bis Januar 2025 kommt der ursprĂŒnglich vorgesehene Umzug der Thoraxchirurgie und der GefĂ€Ăchirurgie nach Detmold noch einmal unter die Lupe. Auf dem PrĂŒfstand stehen personelle, wirtschaftliche und medizinische Aspekte. Erst anschlieĂend erfolgt die Entscheidung ĂŒber die Verlagerung. Dann wĂ€re eine Allgemeine Chirurgie in Lemgo einzurichten.
 - Lemgo behĂ€lt weiter seine Notfallversorgung. Davon hatten die Berater wegen Personalmangel und KostengrĂŒnden abgeraten. Das Gesundheitsministerium intervenierte und sprach sich fĂŒr den Weiterbetrieb aus.
Medizinische GeschĂ€ftsfĂŒhrerin erzĂŒrnt ĂŒber öffentliche Kampagne
Mit Bedauern blickt Dr. Christine Fuchs, Medizinische GeschĂ€ftsfĂŒhrerin, auf die âaktuellen parteipolitischen Querelenâ rund um das Klinikum Lippe. Und sie wird noch deutlicher. âDie parteipolitischen Streitigkeiten und die hĂ€ufig von geringer Sachkenntnis geprĂ€gten Profilierungsversuche auĂerhalb der gewĂ€hlten Gremien des Klinikums in dieser Art und Weise in aller Ăffentlichkeit auszutragen, gefĂ€hrdet die Zukunft des Klinikums.â Dies wĂŒrde dazu beitragen, dass die Bevölkerung das Vertrauen in die medizinische LeistungsfĂ€higkeit des Klinikums verliert und die Mitarbeitenden massiv verunsichert werden. âEine Partei- und Lokalpolitik, die so handelt, ist geschĂ€ftsschĂ€digend fĂŒr unser Klinikum.âÂ
Eine Partei- und Lokalpolitik, die so handelt, ist geschĂ€ftsschĂ€digend fĂŒr unser Klinikum.Â
Es sei zynisch, von den GeschĂ€ftsfĂŒhrungen einerseits eine jederzeit stationĂ€re medizinische Notfallversorgung und andererseits einen harten Sanierungskurs und Wirtschaftlichkeit zu erwarten â und dann dem HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer vermeintlich mangelnde Mitarbeiterorientierung vorzuwerfen. Offensichtlich wĂŒrden in manchen Zirkeln die fachliche Beratung und Empfehlungen fĂŒr die Politik, die die ChefĂ€rztinnen und ChefĂ€rzte des Klinikums und insbesondere die Medizinische GeschĂ€ftsfĂŒhrung ausgesprochen haben, wenig Beachtung finden, fĂŒhrt Fuchs weiter aus.
Die Entscheidung des âZukunftskonzepts 2030â sei richtig und wichtig fĂŒr die Verbesserung der stationĂ€ren Versorgung, die Besetzung von Funktionen/Diensten im bundesweiten FachkrĂ€ftemangel und die Transformation des Klinikums zum UniversitĂ€tsklinikum. Die Medizinische GeschĂ€ftsfĂŒhrerin zeigt sich verwundert, dass ânur einen Tag nach einem richtungsweisenden Strategie- und Umsetzungsbeschluss gezielt eine öffentliche Diskussion um die Personen der GeschĂ€ftsfĂŒhrung gefĂŒhrt wird. Offensichtlich mit dem Ziel, den getroffenen Beschluss ad absurdum zu fĂŒhren und weiterhin das Klinikum in den Schlagzeilen zu halten.â Sie verweist darauf, dass in der gemeinsamen Sitzung vom 12. November sich alle Gremienmitglieder aus Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung einig waren, dass die medienöffentliche und interne Kommunikation der Lokal- und Parteipolitik in den letzten Wochen verbesserungsbedĂŒrftig ist. âLeider hat diese AbsichtserklĂ€rung offenbar noch nicht einmal einen Tag Bestand.â
Fuchs weist darauf hin, dass sie als medizinische GeschĂ€ftsfĂŒhrerin âfĂŒr eine zukĂŒnftige Zusammenarbeit nur in der GeschĂ€ftsfĂŒhrung als Gesamtheitâ zur VerfĂŒgung stehe. Ihr Arbeitsvertrag lĂ€uft Ende September 2025 aus. Es mĂŒsse wieder zu einer sachorientierten, den Interessen des Klinikums dienenden Arbeit in den Gremien und Kreispolitik zurĂŒckgefunden werden, so Fuchs. Von den Gesellschaftern erwarte sie dazu eine Entscheidung.
Quelle: Kreis Lippe/Klinikum Lippe
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Ein Klinikum soll so zugĂ€nglich sein wie möglich. Diesen Umstand machten sich mehrere Diebe in MĂŒnchen jetzt zu Nutze und entwendeten teure medizinische GerĂ€te aus einem Krankenhaus.
Vermutlich ĂŒber die Notaufnahme verschafften sich zwischen dem 20. und 21 Juli Personen Zugang zum Harlachinger Krankenhaus in MĂŒnchen. Die Unbekannten stahlen dabei medizinische GerĂ€te im Wert von rund 400 000 Euro.
Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die TÀter die Klinik durch die Notaufnahme betraten und von dort in die UntersuchungsrÀume weiterzogen. Dort nahmen sie den Angaben zufolge unter anderem endoskopische GerÀte mit.
Wie es ihnen gelang, diese unbemerkt aus dem Krankenhaus zu befördern, war am 24. Juli zunĂ€chst unklar. Die Polizei ermittelt.Â
Quelle: dpa/hnle