Mit Hochdruck arbeiten das BMG und das IQTIG daran, den Bundes-Klinik-Atlas weiter aufzubauen. Ein zweites Update gab es im Herbst 2024, allerdings mit weniger Angaben, als angekündigt. Das BMG hat nun auch Zugriffszahlen bekanntgegeben.
Der Bundes-Klinik-Atlas war im Rahmen des Krankenhaustransparenzgesetzes im Mai 2024 gestartet und umfasst Daten zu Leistungen und Behandlungsqualität von 1700 Krankenhäusern deutschlandweit. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) sollen Patienten erkennen können, welches Krankenhaus in ihrer Nähe welche Leistungen anbietet, und wie diese Klinik im Hinblick auf Qualität sowie ärztliche und pflegerische Personalausstattung abschneidet.
Nachdem das Portal als „Beta-Version“ live geschaltet wurde, hagelte es Kritik von Krankenhäusern und Fachgesellschaften. Im Juni 2024 ging dann als erstes Update eine „Light-Version“ online, in der seitdem Struktur- und Leistungsdaten im Kachel-Format dargestellt werden. Zum Vergleichen wird die Zahl für die jeweilige Behandlung erbrachten Fälle und die Personalausstattung in einer Tachoanzeige illustriert.
Die Hinweise der Krankenhäuser wurden aufgegriffen.
Das zweites Update im Herbst 2024 brachte zwei neue Kacheln für Niere und Bauchraum und die Umstellung der Angaben zu Fallzahlen vom Datenjahr 2022 auf 2023. Auch die von Krankenhäusern bemängelten Fehler bezüglich Bettenzahlen, Fallzahlen, Klinik-Stammdaten und Fachabteilungen wurden weitgehend beseitigt: „Hinweise der Krankenhäuser, dass die aus den strukturierten Qualitätsberichten stammenden Daten fehlerhaft oder nicht mehr aktuell sind, wurden aufgegriffen“, teilte das BMG auf kma-Anfrage mit. Die Fehler seien fast ausschließlich auf fehlerhafte Angaben in den strukturierten Qualitätsberichten zurückzuführen gewesen. Der Bundes-Klinik-Atlas bilde nun unter anderem Daten aus dem Standortverzeichnis und von den Krankenhäusern direkt an das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus GmbH (InEK) gemeldete Daten ab: „Diese Daten sind korrekt.“
Weitere Angaben etwa zur Aufschlüsselung der Behandlungsfälle nach Leistungsgruppen und Versorgungsstufen (Level) wurden dagegen nicht wie angekündigt eingepflegt. Mindestmengen sollen laut BMG „perspektivisch“ wieder im Bundes-Klinik-Atlas ausgewiesen werden. Bisher sei dies mit der Umstellung auf die Kachel-Systematik technisch und fachlich nicht möglich gewesen, teilte das BMG weiter mit. An einer entsprechenden Umsetzung werde gearbeitet. Die Leistungsgruppen könnten erst ausgewiesen werden, wenn die Vorarbeiten zur korrekten Darstellung des Leistungsangebots am jeweiligen Krankenhausstandort abgeschlossen sind. Bis dahin werden weiter die Fallzahlen differenziert nach Fachabteilungen dargestellt.
Bürokratischer Aufwand gering
In Arbeit ist laut BMG weiterhin auch die Abbildung von Zertifikaten und Qualitätssiegel im Bundes-Klinik-Atlas, die das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) bestimmt. Beim IQTIG hatten sich dafür 2024 initial Zertifikatsherausgeber mit 255 Zertifikaten registriert. Vollständige Unterlagen für die Bewertung hat das Institut von 154 Zertifikaten erhalten, wovon jedoch 31 Zertifikate aus unterschiedlichen Gründen von der Bewertung ausgeschlossen wurden, wie beispielsweise Duplikate, teilte das IQTIG mit. Somit hat das IQTIG insgesamt 123 Zertifikate bewertet. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 in den Bundes-Klinik-Atlas einfließen. Ab dem Zeitpunkt sollen nur noch die Zertifikate in dem Portal abgebildet werden, die gemäß den Kriterien des IQTIG als aussagekräftige Zertifikate bewertet wurden.
Der bürokratische Aufwand auf Seiten der Krankenhäuser ist aus Sicht des IQTIG in dem Verfahren gering: Der Bundes-Klinik-Atlas beruhe auf Daten, die ohnehin von den Krankenhausstandorten gemeldet werden. Dies betrifft insbesondere die InEK-Daten: „Durch das Krankenhaustransparenzgesetz, welches am 28. März 2024 in Kraft getreten ist, wurde darüber hinaus die gesetzliche Grundlage geschaffen, dass wesentliche Daten der Krankenhäuser zukünftig deutlich früher und in besserer Qualität zur Verfügung stehen“, teilte das Institut mit. Das BMG und das IQTIG würden die Maßnahme regelmäßig evaluieren, und das BMG wird die Aktualität und Aussagekraft der Daten sowie gegebenenfalls erforderliche Anpassungen der Regelungen prüfen.
DKG fordert weiter Abschaltung
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) bleibt derweil bei ihrer harschen Kritik am Bundes-Klinik-Atlas: Zwar sei es nach der ersten und berechtigten Welle der Empörung ruhiger geworden, und aktuell lägen der DKG direkt nur wenige Rückmeldungen aus den Krankenhäusern vor, räumte ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Gerad Gaß auf kma-Anfrage ein. Inhaltich könne die DKG keine substanzielle Weiterentwicklung erkennen: „Für die Patientinnen und Patienten bleibt dieser groß angekündigte „Transparenzatlas“ nutzlos. Allein im Sinne des Steuerzahlers sollte dieser Atlas abgeschaltet werden“, fordert Gaß.
Für die Patientinnen und Patienten bleibt dieser groß angekündigte „Transparenzatlas“ nutzlos.
Auch bekräftigte die DKG ihre Kritik an der geplanten Darstellung der Leveleinteilungen von Krankenhäusern: „Diese Updates werden dazu führen, dass die Patienten immer zunächst auf die Krankenhäuser des höchsten „Levels“ stoßen werden. Das ist eine bewusste Fehlsteuerung, und hat zunächst einmal nichts mit der konkreten Behandlungsqualität einer Klinik für eine bestimmte Erkrankung zu tun“, monierte Gaß.
Nutzerzahlen für Portale steigen
Laut BMG ist das Interesse der Bürger am Bundes-Klinik-Atlas groß: Seit der Veröffentlichung haben demnach mehr als 2,3 Millionen Menschen die Seite besucht. Das entspricht durchschnittlich über 500 000 Besuchern pro Monat. Zugleich meldet die DKG steigende Nutzerzahlen beim Deutschen Krankenhaus Verzeichnis. Im September 2024 gab es demnach 650 000 registrierte Nutzeraufrufe. 2023 lag die monatliche Nutzerzahl noch bei rund 500 000.
Das Deutsche Krankenhausverzeichnis weißt aber schon jetzt deutlich mehr Daten als der Bundes-Klinik-Atlas auf.
Die Deutsche Krankenhaus TrustCenter und Informationsverarbeitung GmbH (DKTIG), die das Krankenhausverzeichnis für die DKG betreibt, erweitert auch mit Hochdruck das Informationsangebot ihres Portals. Sobald belastbare Daten zu zertifizierten Zentren vorliegen, sollen diese im Verzeichnis abgebildet werden, kündigte die DKG an: „Das Deutsche Krankenhausverzeichnis weißt aber schon jetzt deutlich mehr Daten als der Bundes-Klinik-Atlas auf und wird kontinuierlich weiterentwickelt.“
Quelle: Inga Pabst (Freie Journalistin) 2025. Thieme